Wie ein Werk zerstšrt wird

 

"Werther" von Jules Massenet

Premiere im Opernhaus ZŸrich vom 2. April 2017

 

Wie ein Werk durch die Inszenierung zerstšrt werden kann, zeigt die Neuinszenierung (Tatjana GŸrbaca) von "Werther" an dem Opernhaus ZŸrich. Tatjana GŸrbaca und Silke Willrett (KostŸme) sowie Klaus GrŸnberg (BŸhne) bemŸhen sich, diese Oper durch Einfallslosigkeit und Stimmungslosigkeit jeglicher Emotion zu berauben. Das BŸhnenbild soll offenbar das Amtshaus des Vaters von Charlotte darstellen. Es zeigt einen spanplattenvertŠfelten Raum, dessen HŠsslichkeit kaum zu Ÿberbieten ist. In diesem Raum wickelt sich das Geschehen ab, unterbrochen mit zuweilen seltsamen …ffnungen, aus denen dann die Protagonisten und der Chor sich hin und wieder herein oder hinaus zwŠngen. Werther muss sein kommendes Grab schaufeln, indem er lŠppisch die Bretter des Schiffbodens herausrei§t. Die KostŸme sind den 1950er Jahren entnommen und leider ebenso wie das BŸhnenbild von ausnehmender HŠsslichkeit.

 

Schade, dass dieser Traumbesetzung mit Juan Diego Florez als Werther kein anderes Ambiente geboten wird. Er hŠtte es verdient, denn seine Tenor-Stimme, sein Aussehen und sein emotionaler Ausdruck sind ideal fŸr diese Partie. Auch seine Charlotte, mit Anna StŽphany besetzt, hat einen vollen und ausdruckstarken Mezzosopran. Ihr Spiel ist zwar zurŸckhaltend, aber in dieser frei von jeglicher PersonenfŸhrung gekennzeichneten Inszenierung ist es ohnedies ein Wunder, dass die SŠngerInnen noch einigerma§en GefŸhle zeigen kšnnen. MŽlissa Petit als Sophie und Audun Iversen als Albert sind Šu§erlich typengerecht und stimmlich passend besetzt.

 

Der junge Maestro Cornelius Meister dirigiert das Werk in fabelhafter, spannungsgeladener Weise. Hier empfiehlt sich ein Dirigent fŸr die Wiener Oper! Das Orchester wird mit seinem differenzierten Spiel auch hohen AnsprŸchen gerecht.

 

Das ZŸricher Publikum bejubelt kurz Florez und die anderen TrŠgerInnen der Hauptpartien sowie den Dirigenten. Es buht das Regieteam aus, meines Erachtens in zu geringem Ausma§.

 

Schade um die SŠnger, schade um den Dirigenten und das Orchester, sie haben sich wahrlich eine bessere Produktion verdient.

 

4. April 2017

Eleonore Moser