Ein ideales Paar"Werther" von Jules MassenetPremiere in der Wiener Staatsoper am 19. Februar 2005 Der große Wurf ist Regisseur Andrei Serban mit diesem "Werther" nicht gelungen, wenngleich man die Inszenierung nicht als misslungen deuten kann. Der große Baum, welcher sich der jeweiligen jahreszeitlichen Handlung anpasst, ist als Einheitsbühnenbild (Peter Pabst) durchaus gefällig anzusehen, doch die Verlegung in die 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts ergibt keine richtige Harmonie mit dem Geschehen. Zwar kann die Krankheit aus Liebe in jedem Zeitalter in Erscheinung treten, doch ist der Schwur Charlottens an ihre Mutter, den ungeliebten Albert zu ehelichen, wohl kaum mehr zeitgemäß. Und damit sind die modernen Kostüme (Peter Pabst und Petra Reinhardt) - da aktuell ein Aufflammen der Fünfzigerjahre-Mode derzeit gegeben ist - auch optisch störend. Vorerst nimmt man Marcelo Alvarez den feinsinnigen, hoch sensiblen Werther aufgrund der augenscheinlich gut gepolstert eingebetteten Nerven nicht so richtig ab. Doch im Laufe des Abends gelingt es dem relativ jungen Feschak die vermutete seelische Robustheit gegen den Eindruck der Melancholie und Verzweiflung zu tauschen. Dies ist seiner kräftigen Tenorstimme zuzuschreiben, die in jeder Lage, also auch im Piano, glaubhaft die großen Emotionen vermittelt. Elina Garanca überzeugt in der Partie der Charlotte sowohl mit ihrer perfekten Schönheit als auch in ihrer Darstellung der hin und her gerissenen Liebenden. Ihr Mezzosopran steht in interessantem Kontrast zu ihrer jugendlich zarten Erscheinung und erstaunt mit kräftiger Mittellage und sicherer Höhe. Als Albert agiert rollengetreu etwas farblos Adrian Eröd. Ileana Tonca als Sophie erfreut mit unverbraucht frischer Sopranstimme. Gut in das Ensemble passt Alfred Sramek als Le Bailli. Philippe Jordan dirigiert den Werther straff und ohne Sentiment. Er entledigt ihn des parfumierten Klanges, der bei Massenet üblicherweise gegeben ist. Jedes Instrument wird ziseliert hervorgehoben und besonders Werner Hink als Konzertmeister gibt das Beispiel eines grandios gespielten Violinsolos, aber auch die Holzbläser mit dem unerreichten Oboisten Martin Gabriel und dem enorm einfühlsam, ja geradezu zärtlich die Sängerprotagonisten begleitenden Klarinettisten Ernst Ottensamer geben Zeugnis ihrer ersten Güte. Viel Beifall, verbunden mit phonstarken Bravorufen, zollt das Publikum dem idealen Paar Alvarez - Garanca, Buhrufe für Serban, Pabst und Reinhardt sowie erstaunlicherweise für den Dirigenten. Offenbar kam einem Teil des Publikums etwas zuviel an französischen Parfums abhanden .... 20. Februar 2005 Eleonore Moser |