Es geht auch ohne Korpulenz"Die Walküre" von Richard WagnerVorstellung in der Wiener Staatsoper am 21. März 2010Dass es für einen Heldentenor in einer Wagner-Oper auch ohne körperliche Fülle geht, beweist Christopher Ventris als Siegmund in der Neubesetzung der jüngsten Inszenierung dieser Oper. Ventris ist ein nicht mehr ganz junger, aber relativ schlank und gut aussehender Siegmund, der beachtliches Stimmmaterial aufzuweisen hat. Seine Wälsung-Rufe klingen metallisch, er kann aber auch berührend innig im Piano singen. Somit ist er ein glaubhafter Wagner-Recke und kann das Publikum in jeder Hinsicht überzeugen. Ihm zur Seite die zarte Nina Stemme als Sieglinde. Jugendlich und temperamentvoll in Aussehen und Ausdruck, überrascht sie doch immer wieder mit ihrem überwältigenden Sopran. Die schier unendlich füllige Mittellage, die sich kraftvoll entfaltende Höhe ist als Naturereignis zu deuten. Man kann nur hoffen, von ihr auf der Bühne bald eine Isolde zu hören. Ain Anger als Hunding komplettiert das fabelhafte Trio. Ein dämonischer, und dennoch enorm attraktiver Mann, der seinen dunklen Bass effektvoll einzusetzen weiß. Auch Juha Uusitalo kann als Wotan überzeugen. Er hat sowohl im Ausdruck seiner Stimme als auch in Darstellung viel dazu gewonnen und sich gegenüber den ersten Vorstellungen enorm gesteigert. Als Schwertleite ist die Luxusbesetzung Nadia Krasteva besonders hervorzuheben. Der einzige stimmliche Schwachpunkt des Abends ist Susan Bullock als Brünnhilde. Gibt es derzeit tatsächlich nirgends im Opernbetrieb eine passable Brünnhilde? Bullock ist jedenfalls durch ihre schrillen Spitzentöne und hässliche Mittellage kein Labsal für das Ohr. Die nicht mehr junge Sängerin verfügt über das Timbre einer Operettensängerin, die ihre gute Zeit längst überschritten hat. Es hört sich so an, als ob Birgit Sarata die Brünnhilde singen würde. Schade, dass durch diesen Ausfall das Gesamtniveau der Sängerriege stark gemindert wird. Franz Welser-Möst reift von Mal zu Mal zu einem sich steigernden Wagner-Dirigenten. Er bringt Ruhe genauso wie Leidenschaft zur Geltung, er dirigiert souverän, was sich auch an den makellosen Darbietungen des begeistert aufspielenden Orchesters mit Volkhard Steude (Konzertmeister), Peter Schmidl (1 Klarinette) Martin Gabriel (Oboe), Tamás Varga (1. Violoncello) zeigt. Das Publikum jubelt vor allem nach Ende des 1. Aktes orkanartig und erweist auch am Ende der Vorstellung allen Beteiligten viel Beifall und Bravorufe. 22. März 2010 |