Großartige Walküream 21. April 2003 in der Wiener StaatsoperEine "Walküre", die keine Wünsche offen ließ. Christian Franz als Siegmund überzeugte erneut mit sicherer, strahlender Höhe. Deborah Voight als Sieglinde gab ein beeindruckendes Rollendebüt. Ihre Stimme hat eine Strahlkraft wie silbernes Leuchten. Schade, dass auch sie dem derzeitigen Trend der Wagner-Heroinen folgt: Ihr körperliches Volumen lässt keine wahre Identifikation mit der Rolle zu.
Luana DeVol als Brünnhilde hat demgegenüber doch auch einige Momente der äußerlichen Überzeugungskraft. Ihre sicher geführte Stimme ist ohnehin in jeder Lage eine Offenbarung für das Ohr des Zuhörers. Auch Alan Titus überzeugte in seinem Einstieg als Wotan mit sattem Timbre und viel Persönlichkeit. Ebenso bot Jane Henschel als Fricka eine annehmbare Leistung. Peter Schneider am Pult des Staatsopernorchesters und damit der Wiener Philharmoniker gab die am meisten beeindruckende Performance des Abends. Da gibt es übertriebenes Sentiment genausowenig wie Oberflächlichkeit. Nie zu schnell, nie zu langsam. Eine solch souveräne Leistung erhebt ihn zu dem wohl derzeit überzeugendsten Wagner-Dirigenten unserer Zeit. Davon inspiriert spielten die Wiener Philharmoniker höchst konzentriert und völlig fehlerfrei. Die Hörner phänomenal, die Trompeten, Posaunen exakt. Ernst Ottensamer als 1. Klarinettist spielte das Instrument herrlich samtweich, Günter Lorenz melancholisch das Englisch-Horn, grandios Tamás Varga das Cellosolo im 1. Akt, wehmütig Rainer Küchl das Violinsolo im 3.Akt. Die erste Garnitur der Philharmoniker war aufgeboten und das wirkte sich entsprechend aus. Ein Abend, der in erster Linie vom Orchester und vom Dirigenten zu allerhöchsten Leistungen getragen wurde. Ein Erlebnis, wonach ich dachte: Danke Schicksal, dass ich das erleben durfte. 23. April 2003 Eleonore Moser |