Warum nicht gleich konzertant?

"Tristan und Isolde" von Richard Wagner

Vorstellung am 9. Februar in der Wiener Staatsoper

Angesichts dieser Inszenierung (Günter Krämer), die eigentlich nie eine solche war, fragt man sich, ob es nicht besser wäre, Vorstellungen dieser Art konzertanten Aufführungen weichen zu lassen. Das von der Regie her von Anfang an dilettantische Konzept wird auch nicht besser, wenn man nun augenscheinlich die Sänger so ganz nach ihrem Dafürhalten schalten und walten lässt.

Deborah Polaski debütiert hier am Ring in dieser Partie und kann zumindest mit ihrer überzeugenden Erscheinung punkten. Ihr Sopran hat allerdings in manchen Höhenregionen Unreinheiten aufzuweisen, die sich zuweilen in unschönen Tönen präsentieren.

In der Rolle des Tristan lässt Thomas Moser in keinem Moment den Herrn Kammersänger vergessen. Sein Bauchumfang wächst von Mal zu Mal und seine Bewegungen werden dementsprechend stoischer. Innerhalb seiner von vorneherein eng gegebenen Grenzen bleibt er doch immerhin ein verlässlicher Tristan, der jeden Ton aussingt, auch wenn man nicht jeden so vernimmt, wie man das gerne hätte.

Als Überraschung des Abends ist Boaz Daniel als Kurwenal zu nennen. Ein junges, lyrisches, unverbrauchtes Stimmorgan ist hier zu hören, das dennoch kräftig in jeder Stimmlage klingt. Er versucht auch darstellerisch frischen Wind hereinzubringen, was jedoch manchmal unbeholfen und hölzern wirkt.

Michelle Breedt indes weist gerade in den schwierigen Brangänen-Rufen zu wenig stimmliche Substanz auf. Trotzdem gibt man ihr gerne Zustimmung, da sie darstellerisch eine um Glaubhaftigkeit bemühte Brangäne ist.

Als König Marke ist Robert Holl wie ehedem allzu menschlich, jedoch mit wenig wirklich stimmlicher Tiefe.

Am Dirigentenpult lässt Peter Schneider das Staatsopernorchester und damit die Wiener Philharmoniker klangschön aufspielen, ohne irgendwelche spektakulären Mätzchen zu verlangen. Das zu späte Einsetzen des Männerchores gegen Ende des 1. Aktes soll ihm nicht angelastet werden.

Die Streicher mit 1. Konzertmeister Rainer Honeck, 2. Konzertmeister Volkhard Steude sowie am 1. Pult Eckhard Seifert und Josef Hell spielen besonders betörend, Bratschist Christian Frohn lässt sogar durch enorme Virtuosität aufhorchen. 1. Oboist Clemens Horak kann nicht ganz das Niveau seiner Kollegen erreichen, während 1. Solist Peter Schmidl mit traumhaft schönen runden Klarinettentönen verwöhnt.

Insgesamt kommt vom Publikum viel Zustimmung, daraus ist zu folgern: Richard Wagner ist sogar durch die schlechteste Inszenierung nicht umzubringen.

Eleonore Moser

10. Februar 2005