Ein ideales Paar"Tristan und Isolde" von Richard WagnerVorstellung in der Wiener Staatsoper am 1. April 2008Nach langem Warten konnte man nun endlich ein ideales Paar Tristan und Isolde erleben. Es kommt nicht alle Tage in der Staatsoper vor, dass man rundum zufrieden sein darf. Eine seltene Gelegenheit bot dazu diese Vorstellung. John Treleaven singt und spielt den Tristan in jeder Phase glaubhaft. Er ist ein fesches Mannsbild ohne Wanst und somit glaubt man Isolde, dass sie sich in diesen Helden verliebt. Sein Tenor bietet in der Höhe Glanz und Durchschlagskraft, bei Bedarf aber auch Piano. Bewundernswert, wie er den höllischen dritten Akt ohne Mühe durchsteht. Ein Glücksfall von einem Tristan. Als Isolde steht ihm Evelyn Herlitzius an Ausstrahlung und Stimme keineswegs nach. Sie ist schön und schlank und hat einen jugendlich wirkende Sopran, der gleichfalls viel Wärme und Empfindung erklingen lässt. Ihr Spiel ist engagiert und ihre Stimme erblüht in der Höhe zu großem Volumen. Bei solchen stark präsenten Protagonisten ist die Inszenierung und mangelnde Personenführung von Günter Krämer zweitrangig. An das Bühnenbild gewöhnt man sich im Laufe der Zeit einigermaßen. Als weiterer Höhepunkt war Stephen Milling als König Marke zu hören. Wie er die Erschütterung zum Ausdruck bringt, stets jedoch auch aristokratische Erhabenheit dem Geschehen gegenüber spüren lässt, und dies mit kraftvollem und wohlklingenden Bass, ist wahrlich imposant. Daniela Denschlag erbrachte als Brangäne nicht die für diese Partie maßgebende geheimnisvolle Mittellage, war aber trotzdem eine passable Besetzung. Boaz Daniel als Kurwenal ist beeindruckend in der Gestaltung der Partie, aber auch in der Schönheit seines lyrischen Baritons. Leif Segerstam lässt das Orchester in den schönsten Klangfarben leuchten und leitet sicher und fest das Bühnengeschehen. Bratschist Tobias Lea erschüttert mit seinem samtenen Spiel, Harald Hörth ebenso mit seiner Oboe; Ernst Ottensamer, Erste Klarinette sowie Andreas Wieser, Bassklarinette, ergreifen immer wieder mit höchster Virtuosität und Gefühl. Da passte einfach alles und man sollte den Fehleinsatz des Trompeters Gotthard Eder im 3. Akt einfach vergessen. Ein wahrhaftes Glück, diesen Abend erlebt zu haben. Schade, dass diese Aufführung mit allzu wenig Werbung angekündigt wurde. Somit verlief der Kartenverkauf ziemlich schlecht. Schade auch, dass man so lange damit wartete, Treleaven und Herlitzius hier zu präsentieren. Diese beiden wären eine ideale Premierenbesetzung gewesen. Am Ende viel Applaus und zahlreiche Bravorufe für alle Beteiligten. 2. April 2008 |