Ein idealer Tristan"Tristan und Isolde" von Richard WagnerVorstellung vom 19. Jänner 2007 in der Wiener Staatsoper Endlich ein idealer Tristan dachte man während der Vorstellung. Peter Seiffert bringt (fast) alles mit, um dieser Partie gerecht zu werden: kräftige Mittellage, strahlende und sichere Höhe, nur mit dem Piano klappt es nicht, aber das soll nachgesehen werden. Sein Aussehen ist das eines feschen Mannes in den besten Jahren, endlich also ein Tristan, bei dem es nachzuvollziehen ist, dass Isolde sich in ihn verliebt. Diese Isolde von Deborah Polaski ist eines solchen Tristans mehr als würdig. Sie ersingt sich die Partie fortschreitend besser, scheint auch obendrein von Mal zu Mal schöner auszusehen. Auch hier ist alles vorhanden, was Isolde erfordert: wohlklingende Mittellage und gut geführte, edel timbrierte Höhe. Auch bei Janina Baechle als Brangäne kann man ins Schwärmen geraten. Solch ein dunkler und wohlklingender Mezzosopran ist eine spezielle Kostbarkeit. Schon lange waren die Brangänenrufe mit keiner solchen Eindringlichkeit und Erschütterung wahrzunehmen. Endlich auch ein markiger König Marke - Kurt Rydl verleiht dieser Partie nicht nur sonoren Wohlklang, sondern auch herrschaftliche Tiefe und - was schließlich auch wichtig ist - glaubhaft königliches Aussehen. Peter Weber als Kurwenal gewinnt mit jeder Aufführung an Durchschlagskraft der Stimme. Clemens Unterreiner (Melot), Peter Jelosits (Hirt), John Dickie (Seemann) und Wolfgang Bankl (Steuermann) ergänzen das Sängerteam konform, so dass in stimmlicher Hinsicht ein herausragender Abend gegeben war. Leider ist dies vom Orchester nicht zu vermelden, wenngleich der wie ein Troll aussehende Leif Segerstam am Dirigentenpult viel an Klangschönheit ertrotzen konnte. Doch da waren zu viele Fehleinsätze der Hornisten merkbar, was vielleicht an Unkonzentriertheit der Musiker aufgrund des tags zuvor abgehaltenen Philharmonikerballs lag. Der zweite Flötist Günter Voglmayr gähnte sich aus Müdigkeit durch den gesamten Abend. Konzertmeister Rainer Küchl sowie sein Kompagnon Rainer Honeck waren allerdings bestens disponiert, so dass die Violinsoli nicht zu wünschen übrig ließen. Insgesamt war dieser Abend aufgrund der phänomenal geschlossen erstklassigen Sängerleistungen ein unvergesslicher, was das Publikum mit Ovationen stärksten Ausmaßes honorierte.
Eleonore Moser |