Triumphales Debüt von Franz Welser-Möst

Tristan und Isolde

in der Wiener Staatsoper am 5. September 2003

Einen triumphalen Erfolg konnte der Dirigent Franz Welser-Möst bei seinem Debüt als Einspringer für Christian Thielemann verzeichnen. Schon beim Betreten des Orchesterraumes empfingen ihn viel Beifall und Bravorufe. Er bewies im Laufe des Abends, dass er diesen Vorschußlorbeeren durchaus würdig war. Welser-Möst dirigierte die Wiener Philharmoniker zügig und ließ kein Sentiment aufkommen. Das ging freilich ein wenig zu Lasten des voluminösen Klangrausches, wie man ihn zuletzt durch Thielemann erfuhr. Dennoch klang auch dieser "Tristan" eindrucksvoll und man konnte vergessen, dass Welser-Möst ohne Orchesterprobe einsprang.

Leider war das Orchester nicht entsprechend disponiert, was sicherlich nicht an dem Dirigenten lag. Dem Soloklarinettisten Peter Schmidl riß im 2. Akt der Ton ab, Englischhorn und die Trompeten der Bühnenmusik im 3. Akt leisteten sich exorbitante Fehler. Speziell von den Trompetern der Bühnenmusik hört man praktisch bei jeder "Tristan"-Vorstellung solche Misstöne. Wann wird hier endlich gründlich geprobt und diese stete Blamage abgestellt?

Bei den Sängern bewies erneut Deborah Voigt, dass sie momentan die wohl unerreichbare Isolde unserer Tage ist. Da sitzt jeder Ton prägnant, da entfaltet sich das Piano zu einem eindrucksvollen Forte ohne jegliche Mühe. Diese Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, wie sie die schwierigsten Passagen meistert, ist phänomenal.

Aus Thomas Moser wurde auch in der Zwischenzeit kein Tristan. Er gibt sich Mühe, er hat eine gute Stimme, aber für diese Partie fehlt das Metall in der Höhe. Die Spitzentöne klingen stumpf und fahl, so dass dramatische Akzente völlig untergehen.

Peter Weber als Kurwenal hat gegenüber der Mai-Premiere an Kontur dazugewonnen. Mihoko Fujimura als Brangäne gibt wie schon in früheren Tristan-Inszenierungen eine überzeugende Brangäne.

Robert Holl als König Marke zeigt wohllautenden runden Bassbariton, wenn auch mit wenig markiger Tiefe.

Insgesamt – mit Ausnahme von unbefriedigenden Leistungen einzelner Orchestermitglieder - war es eine gute, vom Publikum bejubelte, Vorstellung.

6. September 2003

Eleonore Moser