Glanz der Brangäne

„Tristan und Isolde“ von Richard Wagner

Vorstellung an der Wiener Staatsoper vom 8. Dezember 2013

Man kann immer wieder dankbar sein, auf eine Inszenierung  zu treffen, die nicht stört. Allen Unkenrufen des Feuilletons zum Trotz preise ich daher vor allem die Bühnenbilder von Robert Jones. Manche Regieeinfälle von David McVicar sind wenig überzeugend,  trüben jedoch den guten Gesamteindruck nicht in hohem Maße.

Albert Dohmen als König Marke zeigt in dieser Partie einen wohlklingenden Bassbariton. In Erscheinung und Darstellung ist er glaubhaft, so dass er als Betrogener das Mitgefühl der Zuhörerin findet.

Als Kurwenal präsentiert Matthias Goerne seinen vollen, runden Bariton, dennoch bleibt er eine Profilierung dieser Rolle schuldig. Goerne ist zweifelsfrei im Liedgesang besser aufgehoben.

Clemens Unterreiner als Melot verleiht dieser Partie mehr Gewicht als es diese Nebenrolle bisher tat. Sein großartig klingender Bariton lässt aufhorchen und Melot wird besser wahrgenommen als gewohnt.

Überhaupt ist es eine Vorstellung der  „Nebendarsteller“, denn wann jemals zuvor erhielt Brangäne den stärksten Publikumszuspruch? Elisabeth Kulman verdiente ihn, denn ihr Mezzosopran ist von edelster Güte, ihre Darstellung von Innigkeit und Schlichtheit, ihr zartes, schönes Aussehen von subtiler Ausdruckskraft. Nicht umsonst wurde diesem Rollendebüt entgegengefiebert. Sie hat niemand enttäuscht, sondern alle Erwartungen übertroffen.

Bei so viel Grandezza der Brangäne hat es Violeta Urmana als Isolde schon schwer, zu bestehen. Doch ihr tragfähiger, leuchtender Sopran kann bewegen, wenn man sich in der Beurteilung ihres Äußeren großzügig gibt. Sie beweist nicht nur mit ihrem stimmlichen Einsatz, sondern auch mit engagierter Darstellung, dass sie dieser Partie gewachsen ist.

Robert Dean Smith bewältigt die Figur des Tristans zwar stimmlich recht gut, ist aber in seiner Darstellung etwas distanziert. Im dritten Akt hat er Mühe, die Klangflut des Orchesters durch seinen Tenor zu übertönen. Insgesamt ist er jedoch ein passabler Tristan.

Als Einspringer für den vorgesehenen Dirigenten ist Peter Schneider wesentlich mehr als ein Ersatz. Bei ihm weiß man sich als Wagnerianerin gut aufgehoben. Schneider dirigiert seriös und unaufgeregt mit sparsamen Gesten, seine Souveränität motiviert das Orchester zu Höchstleistungen.  Wagner spielen die Orchestermitglieder sowieso wirklich gern und daher auch immer gut. So ist Konzertmeister Rainer Küchl mit seinem Violinsolo in seinem Element, die Achse Martin Gabriel (Oboe) und Ernst Ottensamer (Klarinette) beschert großes klangliches Vergnügen, Tobias Lea nützt seinen großen Auftritt mit der Viola. Nur der Trompeter der Bühnenmusik sollte noch üben.

Tumultöse Begeisterung für Elisabeth Kulman sowie für Peter Schneider und dem Orchester. Große Zustimmung finden auch Violeta Urmana und Robert Dean Smith.

9. Dezember 2013
Eleonore Moser