Nachvollziehbare Konwitschny-Inszenierung"Aus einem Totenhaus" von Leos JanacekGeneralprobe in der Wiener Staatsoper am 9. Dezember 2011Das ist für mich die von Peter Konwitschny kommende erste überzeugende Neudeutung einer Oper. Die Handlung wird in eine Mafia-ähnliche Männergesellschaft verlegt, die auf einem Stockwerk eines Wolkenkratzers seine sozialen Spannungen auslebt. Das Bühnenbild (Johannes Leiacker) ist in Schwarzweiß gehalten, auch die Kostüme bleiben vornehmlich in diesen Farben, abgesehen von denen der sporadisch erscheinenden Frauen, die dann auch eine erotisch angeheizte Stimmung vermitteln. Es ist viel Bewegung auf der Bühne, somit kommt keine Langeweile auf. Auch das Publikum wird (scheinbar) in das Geschehen involviert, so wie es Konwitschnys Art ist. Ein Steg führt von der Bühne in den Zuschauerraum und da tut sich dann so manches, was die Zuschauer in Bewegung versetzt. Das Ensemble besticht mit viel stimmlichem und schauspielerischen Einsatz, voran Sorin Coliban als Gorjanc, Misha Didyk als Luka und Herbert Lippert als Skuratov. Ganz besonders überzeugend auch Christopher Maltman als Siskov, Hans Peter Kammerer als kleiner Sträfling und Clemens Unterreiner als betrunkener Sträfling. Das Orchester folgt willig dem Dirigat von Franz Welser-Möst, der die leuchtenden Farben der Janacek-Partitur voll und ganz zum Ausdruck bringt. Da ist so viel an Hochspannung in der Musik, die manchmal kaum zu ertragen ist. Rainer Küchls süße Geigentöne kontrastieren mit dem geforderten hämmernden und stechenden Tonfall der anderen Instrumente. Diese Grelligkeit, diese Expressivität, welche die verschiedenen dramatisch geschilderten Schicksale der Protagonisten zeichnet, zerrt an den Nerven der Zuhörerin, so dass nach eindreiviertel Stunden die Erschöpfung auf dem Höhepunkt angelangt ist und das Ende der Vorstellung als Erleichterung empfunden werden muss. Ein packender Abend mit einer geschlossen großartigen Leistung des gesamten Instrumental- und Gesangensembles. Uneingeschränkter Beifall. 10. Dezember 2011 |