Zauberhafte Tosca

„Tosca“ von Giacomo Puccini

Vorstellung vom 11. September 2013 an der Wiener Staatsoper

Nie zuvor hat es in dieser  seit Jahrzehnten bestehenden Inszenierung von Margarethe Wallmann eine schönere Tosca gegeben als Angela Gheorghiu. Sie ist gertenschlank und wohlproportioniert zugleich, sie hat eine mädchenhafte Ausstrahlung und dazu einen betörend herrlichen Sopran mit wunderbarem Pianissimo. Sie rührt mit der Arie „Vissi d’arte“ zu Tränen, so eindringlich und betörend singt und spielt sie.

Ihr zur Seite  Marcelo Álvarez, der eine eindrucksvolle stimmliche Performance als Cavaradossi gibt. Es ist erfreulich, dass er an das Haus zurückgekehrt ist. In der Zwischenzeit von etwa 9 Jahren hat ihm offensichtlich das Essen vorzüglich geschmeckt. Schade, dass die meisten Herren Tenöre sich wenig um ihr Publikum scheren und Wanst sowie Gesäß wachsen lassen. Wie viel besser hätte Álvarez mit weniger Bauch und Hintern zu der schönen Gheorghiu optisch gepasst!

Zeljko Lucic fällt es nicht schwer, den unsympathischen Scarpia darzustellen, jedoch hält seine Stimme nicht das, was sein mächtiges Erscheinungsbild verspricht. Sein Bariton ist manchmal zu hell und damit zu wenig dämonisch.

Marco Armiliato dirigiert das Werk auswendig, was für ein profundes Gedächtnis spricht. Leider vermisst man Einfühlungsvermögen in die Sänger, vor allem in die Sängerin. Somit klingt die Musik zwar eindrucksvoll, aber der Gesang hat das Nachsehen. Jede Pianostelle wird gnadenlos durch das mit vielen Substituten durchsetzte Orchester übertönt.

Das Publikum ist nicht so zahlreich erschienen, wie es die Besetzung vermuten ließ. Weshalb um Angela Gheorghiu kein solches G’riss ist wie um Anna Netrebko erscheint mir unerfindliche Gründe zu haben.

Der Stehplatz rettete die Atmosphäre, denn von dort aus kamen entsprechend gerechtfertigte Bravorufe für die Sänger. So war der Abend für diese doch ein Erfolg.

12. September 2013
Eleonore Moser