Cura ohne Charisma"Tosca"in der Wiener Staatsoper am 27. März 2003Zwiespältiges Empfinden bei Curas CavaradossiEinerseits ist man von José Curas Cavaradossi beeindruckt. Man hat selten ein so strahlendes "Gloria Vittoria" und ein solches pianissimo in "O dolci mani" gehört. Doch andererseits verlässt sich Cura zu sehr auf einzelne Momente der Wirksamkeit. Ein bisschen mehr sollte er sich doch als Gesamterscheinung Mühe geben. Er setzt auf seine relative Jugendlichkeit und sein gutes Aussehen, und steht damit als Schauspieler immer etwas außerhalb des Geschehens. Mätzchen wie Händeringen nach dem Geplänkel mit Tosca sind störend. Seine Stimme wird schwerer, neigt sich immer mehr dem Heldischen zu, als Folge dessen singt er meistens einen halben Ton zu tief. Isabelle Kabatu als zarte Floria Tosca hat ein gutes Forte, aber leider kein Piano, welches im Finale des "Vissi d’arte" schmerzlich vermisst wird. Ansonsten bietet sie eine gute Gesamtleistung. Nach anfänglichem stimmlichen Verhalten findet Franz Grundheber zu einer guten Rollengestaltung als Scarpia und schließt im zweiten Akt sogar an in Erinnerung gebliebene Größen in dieser Partie an. Bemerkenswert die hochkarätige Besetzung der Nebenrollen wie Wolfgang Bankl als Mesner, Marcus Pelz als Sciarrone, Benedikt Kobel als Spoletta. Hat man noch die früheren drittklassigen Besetzungen dieser Rollen im Ohr, so vernimmt man nun, dass es sich tatsächlich um Gesangspartien und keinesfalls um Sprechrollen handelt. Ein Dank der Direktion!
Stefano Ranzani dirigiert das Staatsopernorchester souverän. Das Haus ist ausverkauft, und dennoch kommt nur mühsam Stimmung auf. Ein unerfahrenes Publikum, wobei der Stehplatz offenbar keine Ahnung hat, wann Beifall einsetzen soll. Insgesamt bleibt ein zwiespältiger Gesamteindruck des Opernabends. 28.03.2003 |