Schenk ist keine Bernhard-Figur

"Der Theatermacher" von Thomas Bernhard

Premiere am 9. November 2006 im Theater in der Josefstadt in Wien

Das Bühnenbild von Martin Kukulies ist ansprechend, ebenso sind es die Kostüme von Rolf Langenfass. Harald Clemen hat gewiss auch gute Regiearbeit geleistet, was sich an den Nebenfiguren der Handlung erahnen lässt.

Otto Schenk als Bruscon kann sich zumindest darauf berufen, merkbar keinen Hänger innerhalb dieses gewaltigen Textes zu haben. Doch das ist auch schon alles, was man an Positivem vermelden kann, denn Otto Schenk bleibt immer Otto Schenk und ist keine Bernhard-Figur. Er grantelt zwar glaubhaft durch den Abend, doch es fehlt ihm die Schärfe in der Stimme, welche die Ambilavenz der Gefühle des Theatermachers zum Ausdruck bringen soll. Der Theatermacher ist sadistisch zu seinen nächsten Verwandten und hat wohl andererseits auch ein weiches Herz. Das Sadistische kommt zu wenig hervor und die Bissigkeit des Textes bleibt bei Schenk zahnlos. Er ist eher der gemütliche alte Opa, dem man den ehemaligen Darsteller von großen klassischen Rollen schwer abnehmen kann.

Hervorragend besetzt ist die Rolle von Bruscons Tochter Sarah mit Therese Lohner. In jeder Phase berührt sie in ihrer Zartheit sowie Schwäche, lässt kurzweilig Opposition durchdringen, die sich sofort wieder in Resignation erschöpft.

Ihr ebenbürtig ist Erich Altenkopf als ihr Bruder Ferruccio. Ihm schlägt die Abhängigkeit vom Vater und damit die Ausweglosigkeit auf den Magen, seine Nerven vibrieren und man fühlt Mitleid mit dem guten Gesellen.

Als Wirt und geduldiger Zuhörer der Monologe des Bruscon ist Alexander Grill der richtig gewählte Typ, ebenso gibt Adelheid Picha eine herzhaft gute Wirtin. Marianne Nentwich als Frau Bruscon fügt sich in das Ensemble gut ein.

Die Aufführung ist leider kein großer Theaterabend. Das Publikum klatscht freundlich Beifall, kaum hörbarer Jubel kommt auf.

10. November 2006

Eleonore Moser