Es ist ein Abend voll der Ästhetik von
Schritten, Sprüngen, Bewegungen. Menschen lieben jedoch Geschichten. Diese
bleiben aus. Dennoch kann man riskieren, den Ballettabend anzuschauen, denn alleine das
Ensemble ist es schon wert.
Es wird mit „A Million Kisses To My Skin“
(Choreographie und Bühne: David Dawson) begonnen, zur Musik von Johann
Sebastian Bach. Der Komponist Bach von dem Staatsopernorchester gespielt, das
hört man nicht oft. Die noble Olga Esina, die technisch perfekte Maria
Yakovleva, sowie Vladimir Shishov und Denys Cherevychko ragen aus dem Ensemble
heraus. Auch die Einspringerin Natascha Mair überzeugt.
Danach „Eventide“ mit Choreographie von Helen
Pickett zur leider nur vom Band gespielten Musik von Philip Glass, Ravi
Shankar, Jan Garbarek, Anouar Brahem, Shaukat Hussain. Das geschmackvolle
Bühnenbild ist von Benjamin Phillips. Hier zeigen vor allem Irina Tsymbal und
Natascha Mair sowie Roman Lazik und Eno Peci neben vielen anderen ihr profundes
Können.
„Vers Un Pays Sage“, - Musik von John Adams,
auch diesmal nur vom Band gespielt. Die minimalistische Musik von John Adams,
ebenso wie die von Phil Glass, erzeugt eine Sogwirkung und führt mich stets in
einen transzendenten Zustand. Esina, Lazik, Tsymbal, Cherevychko u.a. geben
auch in der Choreographie von Jean-Christophe Maillot Zeugnis ihrer
hervorragenden Technik.
Zuletzt die Uraufführung in der Choreographie
von Patrick de Bana „Windspiele“ zum 1. Satz des Violinkonzertes von P.I.
Tschaikowski. Der schöne, mit viriler Ausstrahlungskraft versehene Kirill
Kourlaev fegt beeindruckend über die Bühne (Alain Lagarde). Dieser Tänzer ist
ein spezieller Glücksfall für das Ensemble.
Die Solovioline spielt Rainer Küchl. Man
erkennt daran deutlich, wie schwierig das Geigenspiel ist. Denn der als
Konzertmeister anerkannte und hoch angesehene Küchl zeigt enttäuschende
Schwächen in seinem Spiel. Es werden zu viele Noten verschluckt oder verwässert.
Auch das Tempo ist wenig stimmig. Man hätte der Konzertmeisterin Albena
Danailova den Vorzug geben sollen.
Viel Applaus wird den Tänzern gespendet.
21. Februar 2013
Eleonore Moser