Ohne Geschichten zu erzählen

„Tanzperspektiven“

Ballettpremiere am 20. Februar 2013
an der Wiener Staatsoper

Es ist ein Abend voll der Ästhetik von Schritten, Sprüngen, Bewegungen. Menschen lieben jedoch Geschichten. Diese bleiben aus. Dennoch kann man riskieren, den Ballettabend anzuschauen, denn alleine das Ensemble ist es schon wert.

 

Es wird mit „A Million Kisses To My Skin“ (Choreographie und Bühne: David Dawson) begonnen, zur Musik von Johann Sebastian Bach. Der Komponist Bach von dem Staatsopernorchester gespielt, das hört man nicht oft. Die noble Olga Esina, die technisch perfekte Maria Yakovleva, sowie Vladimir Shishov und Denys Cherevychko ragen aus dem Ensemble heraus. Auch die Einspringerin Natascha Mair überzeugt.

 

Danach „Eventide“ mit Choreographie von Helen Pickett zur leider nur vom Band gespielten Musik von Philip Glass, Ravi Shankar, Jan Garbarek, Anouar Brahem, Shaukat Hussain. Das geschmackvolle Bühnenbild ist von Benjamin Phillips. Hier zeigen vor allem Irina Tsymbal und Natascha Mair sowie Roman Lazik und Eno Peci neben vielen anderen ihr profundes Können.

 

„Vers Un Pays Sage“, - Musik von John Adams, auch diesmal nur vom Band gespielt. Die minimalistische Musik von John Adams, ebenso wie die von Phil Glass, erzeugt eine Sogwirkung und führt mich stets in einen transzendenten Zustand. Esina, Lazik, Tsymbal, Cherevychko u.a. geben auch in der Choreographie von Jean-Christophe Maillot Zeugnis ihrer hervorragenden Technik.

 

Zuletzt die Uraufführung in der Choreographie von Patrick de Bana „Windspiele“ zum 1. Satz des Violinkonzertes von P.I. Tschaikowski. Der schöne, mit viriler Ausstrahlungskraft versehene Kirill Kourlaev fegt beeindruckend über die Bühne (Alain Lagarde). Dieser Tänzer ist ein spezieller Glücksfall für das Ensemble.

Die Solovioline spielt Rainer Küchl. Man erkennt daran deutlich, wie schwierig das Geigenspiel ist. Denn der als Konzertmeister anerkannte und hoch angesehene Küchl zeigt enttäuschende Schwächen in seinem Spiel. Es werden zu viele Noten verschluckt oder verwässert. Auch das Tempo ist wenig stimmig. Man hätte der Konzertmeisterin Albena Danailova den Vorzug geben sollen.

 

Viel Applaus wird den Tänzern gespendet.

 

21. Februar 2013

Eleonore Moser