Ein kraftvoller Tannhäuser"Tannhäuser" von Richard WagnerVorstellung vom 27. November 2011 in der Wiener StaatsoperBei wiederholtem Betrachten dieser Inszenierung kann man sich damit anfreunden, denn immerhin gibt es ästhetisch durchaus ansprechende Akzente, wobei besonders das nachgebaute Schwindfoyer der Wiener Staatsoper hervorsticht. Es ist eine Halle, die gern der Wortbedeutung nach als teuer empfunden wird. Auch die aus der Jahrhundertwende nachgefertigten Kostüme können als geschmackvoll angesehen werden. Ob die psychologische Deutung goutiert wird, ist eine Sache der inneren Einstellung und somit auch zu akzeptieren. Bloß die vielen unnötigen Spiegelbilder, sprich Doppelgänger, geben der Szenerie etwas zuviel an Unruhe. Ein Tannhäuser vom Format eines Stephen Gould rechtfertigt alleine schon die Wiederaufnahme für ein paar Vorstellungen. Gould hat einen solch kraftvollen Tenor, wie man ihn sich für diese Partie immer wünschte, aber selten hörte. Gould ist nicht mit Gold aufzuwiegen und ich hoffe, man wird ihn hier in Wien so pfleglich wie möglich behandeln, auf dass er uns nicht sobald abhanden kommt. Matthias Goerne sorgt in der Partie des Wolfram für Wohlklang in Reinkultur. Solch ein warmer, sanfter und dennoch voller Bariton veredelt jedes gesungene Wort. Als Elisabeth zeigt Anne Schwanewilms ihren tragfähigen Sopran, der in hohen Lagen Leuchtkraft versprüht. Das Spiel jedoch bleibt statisch, teilnahmslos und damit unglaubhaft. Es ist zwar etwas Jubel in der Stimme zu vernehmen, wenn sie "Dich teure Halle grüß ich wieder" singt, jedoch im Ausdruck in Gesicht und Gestik ist nur Langeweile sichtbar. Somit ist sie das Gegenteil einer Diva, nämlich eher bieder. Auch Iréne Theorin erfüllt nicht die Erwartungen, die aufgrund großer Vorgängerinnen in dieser Partie in sie gesetzt werden. Sie ist eine vollleibige Frau, in der man aufgrund ihrer Aufmachung eher das Heimchen am Herd vermutetet als die Venus. Ihr Sopran tremoliert zeitweise bedenklich. Großartig ist die Leistung des Chores, aber auch der Sänger Herbert Lippert als Walther von der Vogelweide, Sorin Coliban als Hermann, Ileana Tonca als junger Hirt. Franz Welser-Möst beweist, dass nicht nur Thielemann das Haus mit Publikum zu füllen vermag, denn sämtliche Plätze waren ausverkauft. Das geschieht nicht zu Unrecht, denn Welser-Möst hat das Orchester fest im Griff, weiß stets die richtigen Tempi zu setzen und die gesamte Aufmerksamkeit der Musiker auf sich zu ziehen. Das zeigt sich in beachtenswerten Leistungen der Violinsolisten Rainer Küchl und Volkhard Steude, des Klarinettisten Matthias Schorn, des Oboisten Harald Hörth, des Cellisten Franz Bartolomey, sowie der Trompetergruppe, voran Gotthard Eder; auch sämtliche Hornisten und Posaunisten geben ihr Bestes. Das Publikum bejubelt am Ende der Vorstellung die Sänger, den Dirigenten und das Orchester. 28. November 2011 |