Siegfried beeindruckt

"Siegfried" von Richard Wagner

Vorstellung in der Wiener Staatsoper am 8. Mai 2008

Vorweg kann man von dieser Inszenierung Sven-Eric Bechtolfs sagen, dass sie zumindest nicht wesentlich stört. Der erste Akt in Mimes Schmiede ist mit den zahlreichen "Arbeitstischen" durchaus nachvollziehbar, während der zweite Akt mit den an den Wänden hängenden ausgestopften Rehböcken, Wildschweinen und Hasen, die den Wald symbolisierten sollten, doch eher kitschig geraten ist. Das durch Licht projizierte Auge des Fafners ist als guter Einfall zu bewerten. Das Bild des 3. Aktes kann man als einfallslos bezeichnen. Aber heutzutage soll man sogar für geringe Einfälle dankbar sein, denn es ist besser so als Überladenheit der Bühne.

Die frische, unverbrauchte Stimme des Tenors Stephen Gould ist der deutliche Pluspunkt dieser Inszenierung. Gould ist trotz seines leider schon wahrnehmbaren Bauchumfanges ein jugendlich wirkender Siegfried. Das ist seiner Beweglichkeit zu danken und man will es dem Regisseur zugute halten, aus Gould einen Schauspieler geformt zu haben. Man kann hinsehen und hinhören, das ist nicht selbstverständlich.

Herwig Pecoraro ist als Mime eine gute Besetzung. Erstaunlich, dass Mime auch singen kann und also ein beachtlicher Tenor zu hören ist. Gewohnt ist man in dieser Partie meist Singschauspieler, wobei das Hauptgewicht auf Schauspieler lag. Der einzige Minuspunkt Pecoraros mag sein, dass er durch sein eher rundliches Gesicht und der rundlichen Figur keinerlei Verschlagenheit, sondern eher Gemütlichkeit ausstrahlt, was dieser Rolle nicht wirklich entspricht.

Ein schönerer, edler aussehender Alberich, wie der von Tomasz Konieczny war kaum jemals zu sehen. Das ist ungewöhnlich und verleiht dieser Partie einen neuen Aspekt. Zusätzlich ist bei Konieczny ein stimmgewaltig klingender Bariton zu hören.

Als Wanderer zeigt Juha Uusitalo einen hellen, trotzdem warm und menschlich klingenden Bariton. Seine imposante Erscheinung rundet das Bild einer hervorragenden Besetzung ab. Ain Anger zeigt eine beeindruckende Bass-Stimme.

Anna Larsson ist als Erda eine gute Wahl, Teodora Gheorghiu als Waldvogel ebenfalls.

Leider sagte Nina Stemme aus gesundheitlichen Gründen ab; für sie sprang Linda Watson als Brünnhilde ein. Sie ist eine passable Besetzung, nur soll man nicht hinsehen, sondern nur hinhören. Ihr Sopran besitzt Strahlkraft, ihr Äußeres wirkt allzu matronenhaft.

Diesmal überzeugte mich Franz Welser-Möst mit seinem klaren, durchsichtigen Dirigat. Es ist jede Geigen- und Cellostimme vorzüglich zu hören, trotzdem verliert im Gesamten das Orchester nicht an Mächtigkeit in entsprechend geforderten Szenen. Die Musiker, wie Peter Schmidl, erste Klarinette, Martin Gabriel, erste Oboe, Konzertmeister Werner Hink, zweiter Konzertmeister Rainer Honeck, sowie Franz Bartolomey, Cello, leisteten einen enormen Beitrag zum überwältigenden Eindruck des Abends.

9. Mai 2008
Eleonore Moser