Anfangs ohne Ersten Klarinettisten„Siegfried“ von Richard Wagneram 25. Juni 2014 an der Wiener StaatsoperDas ist wohl ein einmaliges Ereignis, dass ein Dirigent die Vorstellung ohne den Ersten Klarinettisten beginnt. Matthias Schorn steckte im Stau und konnte so erst 17 Minuten nach Beginn seinen Platz belegen. Davon jedoch abgesehen, war der Opernabend gerade vom Orchester her ein gewaltiges Erlebnis. Ich bezeichne es als Glücksfall, dass Jeffrey Tate absagte und somit der souveräne Wagner-Dirigent Adam Fischer zum Einsatz kam. Da passte einfach alles – jegliche Tempogestaltung und jedes Differenzieren der einzelnen Soloinstrumente.Mit der kitschigen Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf muss man sich abfinden. Die Sänger machen dies leicht, denn gerade der unfassbar sichere Tenor Stephen Gould ist ein Siegfried von allererster Güte. Seit seinem Debüt vor sechs Jahren hat er stimmlich nicht abgebaut, sondern sogar an Klangschönheit zugelegt (leider auch an Körperfülle). Tomasz Konieczny als Wanderer brilliert erneut mit Wortdeutlichkeit und unverwechselbar durchschlagskräftigem Bariton. Dazu gesellt sich intelligente Darstellung und gutes Aussehen. Die Offenbarung ergibt sich mit Nina Stemme als Brünnhilde. Dankbar kann man sein, diese Frau hören zu dürfen. Hat man jemals „Heil dir Sonne, heil dir Licht“ schöner gesungen gehört? Es ist nicht nur dieser volle, höhensichere, strahlende Sopran, sondern der ihr innewohnende tiefe emotionale Ausdruck, der beeindruckt. Bariton Jochen Schmeckenbacher spielt und singt einen passablen Alberich, Iride Martinec als Waldvogel klingt leider etwas schmalspurig, Janina Baechle verströmt als Erda warme Mezzosoprantöne. Im Orchester sind es vor allem die Streicher unter Konzertmeister Rainer Honeck und Volkhard Steude, die überzeugend inspirierte Klänge von sich geben. Flötist Karl-Heinz Schütz, die Hornistengruppe, sowie die Blechbläser insgesamt, leisten ebenfalls Hervorragendes. Da sitzt jeder Einsatz, da passt jeder Ton. Frenetischer Jubel trifft vor allem Gould, Stemme, den Dirigenten und das Orchester. Insgesamt ein berauschender Abend für Wagnerianer. 26. Juni 2014 |