Adieu Siegfried"Siegfried" von Richard Wagner Vorstellung am 13. Jänner 2006 in der Wiener Staatsoper Eine Hochschaubahn der Gefühle bescherte dieser "Siegfried"; einerseits war man immens erfreut über die Qualität dieser Aufführung, andererseits stimmte der nun endgültige Ablauf dieser Inszenierung von Adolf Dresen traurig. Man hat sich gewöhnt an die Bühnenbilder und Kostüme (Herbert Kapplmüller), die so schlecht niemals waren. Die in etwa zwei Jahren stattfindende Neuinszenierung des kompletten "Ringes" lässt nach den vorangegangenen Neuinszenierungen von Wagner-Opern nichts Gutes erhoffen. Der Siegfried des Abends lieferte zum wiederholten Male Grund zu Begeisterungsstürmen. Christian Franz' Tenor hat unvergleichliche Strahlkraft und lässt sogar im letzten Akt kaum Ermüdungserscheinungen erkennen. Im Forte ist er unschlagbar, naturgemäß lässt sein Piano etwas an Wünschen offen. In jedem Falle ist er der Heldentenor unserer Zeit, denn diese Sicherheit und Ausdauer war selten zuvor von anderen Tenören zu hören. Seine Brünnhilde ist ihm durchaus ebenbürtig. Deborah Polaski gestaltete zudem die Partie schauspielerisch eindrucksvoll. Alan Titus als Wanderer gab eine überzeugende Leistung. Er ist kein lauter Bariton, doch seine Stimme ist schmiegsam und hat rundes Volumen. Auch darstellerisch besitzt er genügend Präsenz, um diese Rolle eindrucksvoll zu gestalten. Als Luxusbesetzung beweist Janina Baechle, wieviel aus der Partie der Erda zu machen ist. Herwig Pecorara als Mime ist nicht nur Singschauspieler, sondern bringt auch wirklich tenorales Stimmvolumen in die Partie ein. Das Orchester spielte unter Adam Fischer engagiert und bewegend. Fischer ist im besten Sinne ein Kapellmeister, der die schwierige Partitur ähnlich eines guten Kapitäns sicher durch alle Klippen führt. Vielleicht vermag er aufgrund seiner fehlenden großen Gesten das Feuilleton nicht für sich zu gewinnen. Im Orchester herausragend an diesem Abend waren Konzertmeister Werner Hink sowie 2. Konzertmeister Volkhard Steude. Flötist Walter Auer überraschte erneut mit Gefühl und Exaktheit. Ernst Ottensamer brillierte als 1. Klarinettist und machte aus seinen Soloeinsätzen ein Ereignis. Clemens Horak als 1. Oboist ließ leider Schärfen erkennen. Ronald Janezic als 1. Hornist führte die Horngruppe mit enormer Sicherheit an, so dass die schwierigen Passagen nahezu fehlerfrei gestaltet wurden. Enormer Jubel für Christian Franz, Deborah Polaski, Herwig Pecorara und das Orchester. So mancher aus dem Publikum dachte: Adieu Siegfried, adieu Inszenierung - schade, dass du gehen musst. 14. Jänner 2006 |