Siegfried ohne Angst und Bangen

Christian Franz als "Siegfried" in der Wiener Staatsoper

am 15. Februar 2003


Endlich ein Siegfried, dem das Publikum ohne Angst und Bangen zuhören darf. Denn in den letzten Jahren waren doch stets Siegfriede zu hören, bei denen man zitterte, ob sie die Partie bis zum bitteren Ende schaffen würden. Bei dem Heldentenor mit lyrischem Einschlag Christian Franz stellt sich diese Frage nicht. Sein Stimmorgan klingt frisch und unverbraucht. Zwar machen sich gegen Ende der Vorstellung unwesentliche Ermüdungserscheinungen bemerkbar, insgesamt bleibt es jedoch eine homogene erstklassige Leistung.

Als Wanderer zeigt Albert Dohmen vollen runden, wohlklingenden Bariton, der nicht zu dunkel gefärbt ist und dennoch große Tragweite hat. Dazu eine imposante Bühnenerscheinung und kluge Rollengestaltung. Ein außerordentlich gelungenes Debüt.

Heinz Zednik ist als Mime seit nunmehr Jahrzehnten (inkl. Bayreuth) in Bühnenwirksamkeit und stimmlicher Präsenz unerreicht. Als Ensemblemitglied eines Opernhauses ist er als besonderer Glücksfall zu nennen.

Die Brünnhilde von Luana DeVol verfügt zwar über keine metallischen Spitzentöne, doch gewinnt die Partie durch die lyrische Prägung der Sängerin eine neue, durchaus akzeptable Sichtweise.

Kurt Rydl als Fafner sowie Oleg Bryak als Alberich geben ihren stimmlich hohen Beitrag zu einer überdurchschnittlichen Gesamtleistung des Vokalensembles.

An die Inszenierung hat man sich über die Jahre schon gewöhnt und ist sogar froh darüber. Denkt man an Operninszenierungen der neueren Zeit, so weiß man: Es gibt wesentlich Schlimmeres.

Donald Runnicles dirigiert das Orchester zügig und temperamentvoll. Eine grobe Unstimmigkeit beim Einsetzen der Hornisten einerseits und Posaunen und Trompeten andererseits im 2. Akt sollte den guten Gesamteindruck nicht trüben.

Rainer Küchl spielte das Violinsolo betörend schön, die Holzbläser Dieter Flury (Flöte), Gottfried Boisits (Oboe) und Ernst Ottensamer (Klarinette) trugen dazu bei, dass man oft denken musste: Vollendeter kann das nicht mehr klingen.

16. Februar 2003

Eleonore Moser