Da passt einfach alles

„Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss

Premiere im Großen Festspielhaus Salzburg
am 1. August 2014

Wann hat man das letzte Mal erlebt, dass eine vormals oft inszenierte und allseits bekannte Oper in einer neuerlichen Premiere ohne jegliche Missfallenskundgebungen für die Regie vonstatten geht? Dieses „Wunder“ geschah nun in Salzburg. Es ist Harry Kupfer zu danken, der endlich wieder mit einer verantwortungsvollen Regiearbeit betraut wurde. So viel an Einfühlungsvermögen in die jeweils zu gestaltende Bühnenfigur erlebt man heutzutage wirklich selten, wie es Harry Kupfer zustande bringt. Da sitzt jeder Schritt, jede Geste, jede Gesichtsregung genau richtig. Doch nicht nur die exzellente Personenführung überzeugt, sondern auch die ästhetisch anmutenden Bühnenbilder von Hans Schavernoch sind eine Wohltat für den visuellen Sinn. Der breite Hintergrund der Bühne wird mit  effektvollen Bildprojektionen aus der Zeit kurz vor dem 1. Weltkrieg gestaltet. Dazu die Kostüme von Yan Tax, die zur damaligen Zeit passen und niemals kitschig wirken.

Günther Groissböck gibt einen Ochs von Lerchenau, dem man abnimmt, dass er bei der Jugend eventuell noch Gefallen finden könnte. Er verkörpert einen lebhaften, stürmischen, relativ schlanken, nicht wirklich unsympathischen Ochs. Seine Bassstimme hat eine wohlklingende Mittellage und wenig markante Tiefe, dennoch ist er ein Glücksfall in dieser Partie.

Ein kurioser Einfall von Harry Kupfer ist es, aus der Partie des Sängers eine Parodie auf Luciano Pavarotti zu machen. Stefan Pop hat die Korpulenz, das Gesicht und das Tuch des Pavarotti und fast seinen Tenor.

Als Marschallin bewegt Krassimira Stoyanova mit ihrer edlen Erscheinung. Sie ist eine starke Bühnenpersönlichkeit und weiß dies auch. Ihr Sopran bewältigt jegliche heiklen Stellen ohne Schwierigkeit.

Sophie Koch als Octavian muss man einfach lieben. Sie ist höchst attraktiv und hat einen wunderbaren Mezzosopran, den sie spielerisch einsetzen kann. Koch vermittelt das Gefühl, dass sich tatsächlich dort oben auf der Bühne ein 17-jähriger schöner Jüngling bewegt. Besonders an der Ausgestaltung ihrer Rolle hat Harr Kupfer ganze Arbeit geleistet. Einfach fabelhaft!

Mojca Erdmann als Sophie ist liebreizend und glaubhaft in dieser Partie, jedoch ihr Sopran hat es in hohen Lagen nicht immer leicht, makellos zu bleiben. Dennoch ist auch sie eine gute Besetzung und man freut sich, wenn die beiden sympathischen jungen Menschen in dem Stück endlich ganz zueinander finden.

Es scheint, als würde man den „Rosenkavalier“ das erste Mal hören, wenn die herrlichen Passagen von Franz Welser-Möst dirigiert werden. So viel an Leichtigkeit, so viel an wienerischem Schwung und dennoch Noblesse wird hier hörbar. Jedes Soloinstrument gewinnt durch sein Dirigat an Präzision, was mit Konzertmeister Volkhard Steude speziell in seinen Soli zum Ausdruck kommt. Aber auch Cellist Robert Nagy, Oboist Martin Gabriel, Klarinettist Daniel Ottensamer beweisen höchstes künstlerisches Können.

Auch der vorzüglich von Ernst Raffelsberger und Wolfgang Götz einstudierte Chor soll erwähnt werden sowie die übrigen Gesangsprotagonisten.

Das Publikum bejubelt einhellig die Sänger, vor allem Groissböck und Stoyanova, sowie Welser-Möst und die Philharmoniker, aber auch das Regieteam.

Ein Abend, der nicht nur glücklich macht, sondern abheben lässt. Ein Abend, der die Zeit vergessen macht.

 

2. August 2014
Eleonore Moser