Ein Roméo zum Träumen"Roméo et Juliette" von Charles GounodVorstellung in der Wiener Staatsoper am 1. März 2005 Dieser Roméo lässt sogar die Bühnenbilder romantisch erscheinen, denn die vornehmlich mit Lichteffekten und nur sparsam mit Gegenständen arbeitende Inszenierung von Jürgen Flimm erscheint diesmal sogar gefällig. Doch mit Rolando Villazón als Roméo könnte die Bühne leer bleiben, er alleine würde sie mit seiner Persönlichkeit füllen. Sein Tenor ist kräftig und dunkel timbriert und erinnert unentwegt an die Stimme von Villazóns Protektor, Placido Domingo. Diesen hat er hörbar ganz genau studiert. Denn die Geschmeidigkeit und Flexibilität ist enorm, diese in jeder Lage wohlklingend und gut gestützte und damit in keiner Sekunde mit Unsicherheiten behaftete Stimme, erscheint ganz außergewöhnlich. Dazu die makellose Gestalt eines Jünglings mit schwarzem Lockenkopf, seine federnden Bewegungen, sein romantischer Ausdruck, geben Villazón eine Glaubhaftigkeit, die wohl auf der Opernbühne nur allzu selten zu erfahren ist. Die Juliette des Abends, Juanita Lascarro, entfacht hingegen keinen Begeisterungstaumel. Sie ist zwar in ihrem aparten und jugendlichen Äußeren ihrem Partner durchaus ebenbürtig. Doch ihr Koloratursopran verfügt nicht über die nötige Sicherheit und beginnt ab einer gewissen Höhe zu wackeln. Die Stimme ist zu wenig kräftig und bedarf aufgrund der Unausgegorenheit noch viel an weiterführendem Studium. Als Stéphano zeigt Cornelia Salje, dass derzeit ein großes Angebot an hervorragenden Mezzosopranen herrscht. Sie spielt dazu noch temperamentvoll und ist eine Augenweide. Gleiches ist von Morten Frank Larsen als Mercutio zu berichten: Ein junger, eleganter Feschak mit angenehmem Bariton. Alfred Sramek bemüht sich, als Capulet sein Bestes zu geben, bleibt aber doch immer ein Kutscher. Das Orchester unter der Leitung von Claude Schnitzler spielt einigermaßen fehlerfrei und trägt somit zum Erfolg des Abends seinen Teil bei. Das Publikum jubelt und tobt bei Rolando Villazón vor dem Vorhang. Villazón, der neue Liebling der Wiener Oper ist gefunden! 2. März 2005 |