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Shicoff hielt sich heldenhaft

"Pique Dame"

Premiere in der Wiener Staatsoper am 28. Oktober 2007

Das große Zittern betraf Neil Shicoff, der sich gesundheitlich angegriffen fühlte. Doch galt dies wohl eher als vorsorgliche Entschuldigung, falls ihn seine Stimme verlässt; Shicoff hielt sich hingegen tapfer und schien geradezu über sich hinauszuwachsen. Die Partie des Hermann liegt ihm, denn Shicoff ist Spezialist für neurotische, selbstzerstörerische Typen. Davon liegt wohl viel in seiner Persönlichkeit, sonst hätte er sich nicht um den Posten des Operndirektors gerissen, dem er kaum gewachsen gewesen wäre.

Albert Dohmen glänzte in der Person des Tomski. Der eingesprungene Markus Eiche lieferte als Jeletzki ein beachtliches Rollendebüt.

Das Ereignis des Abends war wohl die überragende Anja Silja als Gräfin. Welche starke Bühnenpersönlichkeit da sicht- und hörbar wurde. Nadia Krasteva glänzte als Luxusbesetzung in der Rolle der Polina.

Martina Serafin überstrahlte als Lisa mit ihrer Schönheit das Geschehen. Ihre Stimme ist besonders in der Mittellage kraftvoll, während sie in der extremen Höhe Schwächen zeigt. Zu hoffen bleibt, dass sie in etwa 10 Jahren die Isolde schafft. Sie wäre aufgrund ihrer äußerlichen Ausstrahlung in dieser Partie eine Idealbesetzung.

Die Inszenierung von Vera Nemirova ist meist nicht weiter störend, wenn man von diversen Mätzchen absieht. So manche der gezeigten Balletteinlagen sind völlig unnötig.

Das Bühnenbild von Johannes Leiacker wirkt in der relativ konventionellen Art gefällig. Zu den Kostümen aus der Zeit um 1989 bleibt außer Langeweile nicht viel zu berichten.

Mit Dirigent Seiji Ozawa gibt es dichte Momente, dann wieder Misstöne, da die Instrumentengruppen so manches Mal nicht gerade passend zusammenfinden. Gute Leistungen erbringen im Orchester vor allem Martin Gabriel, Erste Oboe, sowie Ernst Ottensamer, Erste Klarinette.

Das vielfach prominent besetzte Publikum zeigt sich zufrieden. Viel Applaus für Shicoff, Eiche, Silja und Serafin, kaum Buhs für die Regie. Der Direktor kann zufrieden sein.

29. Oktober 2007
Eleonore Moser