Tragik des unerfüllten Lebenstraumes "Peter Grimes" von Benjamin Britten Wiederaufnahme in der Wiener Staatsoper am 11. März 2005 Mit diesem Meisterstück an Inszenierung von "Peter Grimes" hatte seinerzeit Christine Mielitz zu großen Hoffnungen Anlass gegeben, die sie späterhin als Regisseurin anderer Opern jedoch nicht erfüllen konnte. Gerade aber in dieser Wiederaufnahme glänzt Gabriel Sadé in der Titelrolle ganz außerordentlich. Peter Grimes ist ihm auf den Leib geschrieben, denn keiner zuvor konnte diese Figur so eindringlich sowohl darstellerisch als auch gesanglich interpretieren. Tenor Sadé ist stimmgewaltig, was sich im Forte besonders offenbart, denn seine Höhe ist metallisch, hat aber im Piano auch lyrischen Einschlag aufzuweisen. Seine Figur vermittelt den Aufschrei der geschundenen Kreatur Mensch, die einem unerfüllbaren Lebenstraum nachjagt, vermag gleichzeitig jedoch aufgrund glaubhafter Brutalität keine Empathie zu evozieren. Als weiterer Höhepunkt ist Melanie Diener in der Partie der Ellen Orford zu nennen. In berührender Einfachheit singt sie mit ihrem hellen Sopran die schwierigsten Stellen und lässt in ihr den mitfühlenden Menschen erahnen. Bariton Hans Peter Kammerer wird als Ned Keene die Chance gegeben, sich darstellerisch und gesanglich zu profilieren, was ihm in dieser Opernaufführung tatsächlich gelingt. Das Ensemble mit Daniela Denschlag, Alan Opie, Herwig Pecoraro, In-Sung Sim, Janina Baechle, sowie der hervorstechende Chor unter Ernst Dunshirn vollbringen eine geschlossen erstklassige Leistung. Dirigentin Simone Young versteht es, die farbenprächtige Klangschönheit des Werkes glasklar und temporeich hervorzuheben, wobei sie in Konzertmeister Werner Hink, Violaspieler Christian Frohn und Klarinettisten Norbert Täubl bravouröse Unterstützung findet. Viel Applaus für SängerInnen, Dirigentin, das Orchester, und das in dieser gelungenen Inszenierung zeitlos erscheinende Werk. 12. März 2005 Eleonore Moser |