Herr Kammersänger Parsifal

"Parsifal" von Richard Wagner

Aufführung vom 20. März 2008 in der Wiener Staatsoper

An diese Inszenierung kann ich mich nicht gewöhnen, wenngleich sie einige starke Momente zeigt. Doch die Blümchentapeten, die lächerliche Choreographie der Ritter und all die schrecklichen Mätzchen, welche Regisseurin Christine Mielitz so liebt, lassen keine Freude über den "Parsifal" aufkommen. Jeder Blick auf das Geschehen auf der Bühne ist dem Gesamteindruck dieser herrlichen Musik eher abträglich.

Falk Struckmann als Amfortas bewegt mit seinem energetischen Spiel, sein Bariton ist durchdringend und wortdeutlich. Ain Anger als Titurel ist ebenso eine gute Besetzung, Wolfgang Bankl als Klingsor gibt sein Bestes und hat Erfolg.

Die Entdeckung des Abends ist jedoch Stephen Milling als Gurnemanz. Milling verfügt über einen imposanten Bassbariton, der in jeder Lage höchst beeindruckend klingt. Obendrein gibt er durch seine athletische Figur auch optisch eine erfreuliche und glaubhafte Darstellung.

Könnte man solches bloß von Thomas Moser als Parsifal behaupten. Leider lässt er auch in dieser Partie keine Sekunde den Herrn Kammersänger vergessen. Er trägt seinen Umfang würdevoll vor sich her. Hätte seine Stimme in Relation zu seinem Bauch auch solches Volumen, dann könnte man vielleicht verzeihen. Doch sein zwar technisch einwandfreier Tenor ist immer auf Sparflamme gesetzt und verfügt über wenig Durchschlagskraft. So verbleibt seine Performance eine enttäuschende Darbietung.

Mihoko Fujimura als Kundry zeigt betörenden Klang Ihres Mezzosoprans in tieferen Lagen. In der Höhe ist bedauerlicherweise Schrille angesagt.

Christian Thielemann legt das Dirigat breit an, was dem Geschmack des Publikums entspricht, wie aus dem Jubel um ihn zu entnehmen ist. Thielemann baut musikalische Höhepunkte entsprechend spannend auf und erzielt damit die gewünschte Wirkung.

Eine großartige Leistung vollbrachte der Chor unter der Leitung von Thomas Lang. Das Orchester leistete sich diesmal keinen Schwachpunkt. Rainer Küchl spielte die Violinsoli zart und einfühlsam. Clemens Horak, Erste Oboe, reift zusehends zu einem erstklassigen Oboisten heran. Peter Schmidl, Erste Klarinette, zeigt satte und hingebungsvolle Klänge, sein Zweiter Klarinettist, der junge Daniel Ottensamer, assistierte ihm aufmerksam.

Das Publikum bejubelte vor allem Thielemann und Milling, Buhrufe musste allerdings Thomas Moser hinnehmen.

21. März 2008
Eleonore Moser