Amfortas trägt den Abend

"Parsifal" von Richard Wagner

Vorstellung vom 11. April 2007 in der Wiener Staatsoper

 

Bereits um Amfortas zu hören, war es wert, den Abend in der Oper zu verbringen. Falk Struckmann in dieser Partie ist ein enormes Erlebnis. Seine in jeder Lage sichere Baritonstimme, sein expressives Spiel gibt dem Geschehen dieser Oper eine bis dato nie gesehene Dramatik. Struckmann als Einziger kommt an die großen Namen seiner Bariton-Vorgänger in Wagner-Partien nicht nur heran, sondern erweist sich ihnen als ebenbürtig.

Peter Rose als Gurnemanz lässt dagegen doch einige Wünsche offen. In den höheren Lagen hat er mit deutlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Titurel wird von Ain Anger mit mächtiger Tiefe gesungen, als Klingsor erbringt In-Sung Sim eine gute Leistung.

Deborah Polaski scheint als Kundry sowohl darstellerisch als auch stimmlich etwas verloren zu sein. Mit scharfer Höhe kann sie nur wenig überzeugen.

Thomas Moser als Parsifal lässt erneut den Herrn Kammersänger keinen Moment in der Garderobe. Sein bedächtiges Wirken auf der Bühne, aber auch seine sparsam eingesetzte Stimme ergeben den Eindruck einer steten Überforderung. Dabei verfügt er über einen elastischen und wohlklingenden Tenor, doch seine Bedachtnahme auf Sicherheit belässt ihn im Forte auf Sparflamme, so dass jeder Spitzenton ohne Metall bleibt.

Die Oper spielt sich vorwiegend im Orchestergraben ab, denn was hier geschieht, ist eine Darbietung auf höchstem Niveau. Donald Runnicles gehört zu den meist unterschätzten Dirigenten. Er wird nicht zu den Stardirigenten gezählt, doch danach, was er leistet, verdient er diese Bezeichnung mehr als so manch anderer seines Faches. Da sitzt jedes Tempo richtig, da führt er das Orchester zu höchstem Wohlklang. Die Orchestermitglieder fühlen sich merklich wohl unter seiner Leitung, was in perfekten Einzelleistungen niederschlägt. Rainer Küchl und Rainer Honeck am Konzertmeisterpult geben den fabelhaften Violinklang vor, dem sich die gesamten Streicher gerne anschließen. Kein Misston kam von den Hörnern, wobei vor allem Ronald Janezic und Lars Michael Stransky brillierten. Die Holzbläserachse Martin Gabriel, 1. Oboe, und Ernst Ottensamer, 1. Klarinette, ist ohnehin an Wohlklang , gepaart mit tiefer Emotion, nicht zu überbieten.

Es bleibt noch der mit hoher Durchschlagskraft ausgestattete Chor zu erwähnen. Trotz teilweise nicht bester Sängerleistungen ein großartiger Abend dank des Orchesters und Falk Struckmann.

12. April 2007

Eleonore Moser