Pures Vergnügen
"Der Parasit"
von Friedrich Schiller nach Louis-Benoit Picard
Voraufführung am 30. Dezember 2010 im Burgtheater, Wien
Das ist wieder eine ideale Rolle für Michael Maertens, der den Selicour genial verkörpert. Seine Körperhaltung, seine Gestik, seine unglaublich farbenreiche Stimme kommen in der Verkörperung des Selicour bestens zur Geltung. Maertens ist sicherlich einer der wandlungsfähigsten Schauspieler, die an der Burg jemals auftraten.
Johann Adam Oest gibt den devoten Firmin so überzeugend, dass man fast erschrickt über das Maß an Demut.
Udo Samel als Narbonne - eine Rolle die ihm auf den Leib geschrieben scheint. Die betuliche Madame Belmont wird von der liebenswerten Kirsten Dene gespielt, die schöne Yohanna Schwertfeger gibt Charlotte. Sie hat sich eigentlich einen attraktiveren Verehrer als Gerrit Jansen (Karl Firmin) verdient. Jansen spielt zwar gut, ist aber allzu blass und unscheinbar in seiner äußeren Erscheinung.
Als La Roche tritt Oliver Stokowski temperamentvoll in Erscheinung, Auch André Meyer als Michel und Dirk Nocker als Robineau verkörpern ihre Rollen recht passabel.
Das Stück ist heutzutage aktuell wie dazumal. Jeder, der in im Berufsleben steht oder gestanden hat, kennt einen oder mehrere "Parasiten", die sich durch Intrigen hochgearbeitet haben. Es ist köstlich und niemals langweilig, wie Matthias Hartmann diesen Stoff auf flotte, temporeiche Weise auf der Bühne umgesetzt hat. Dazu das ästhetisch anspruchsvolle Bühnenbild von Johannes Schütz, ergeben Regie und Bühnengestaltung einen Abend, der pures Vergnügen bereitet.
Das Publikum jauchzte auch dementsprechend. Hingehen, anschauen!!
31. Dezember 2010
Eleonore Moser