Die Verzweiflung des Menschen"Die Möwe" von Anton TschechowVorstellung im Theater in der Josefstadt vom 1. Jänner 2007 Eine offene und moderne Bühnenszenerie (Alexander Müller-Elmau) bildet den Rahmen der stimmungsvollen Inszenierung (Regie: Hans-Ulrich Becker). Anton Tschechow durchleuchtet in seinem Stück die Psyche der einzelnen Protagonisten so, als ob er an jedem der Beteiligten die Verzweiflung offenlegen wollte. Da überzeugt Andrea Eckert als erfolgreiche, nicht mehr junge, Schauspielerin in ihrer Exaltiertheit und doch Verletzlichkeit. Ihr Sohn Konstantin, von Florian Teichtmeister gespielt, macht den Mutter-Sohn-Konflikt in aller Deutlichkeit offenbar. Dietrich Hollinderbäumer als Bruder gibt das Beispiel einer erschütternden und trotzdem nicht ganz hoffnungslosen Existenz. Gerti Drassl zeigt als junge unschuldige Nina, wie sie zur Täterin wird, indem sie den älteren Schriftsteller mit ihrem Schwärmen umflattert, ihn verführt und sich damit letztlich doch zum Opfer macht. Sona MacDonald spielt in ihrer Zartheit die frustrierte Ehefrau des derben Gutsverwalters Ilja (Siegfried Walther). Durchaus Präsenz zeigt die junge Maya Bothe als Mascha. Toni Slama spielt bemüht den schon alt werdenden ewigen Frauenverführer Jewgenij. Sie alle sind Figuren, die ihren nicht erfüllbaren Träumen nachhängen und sich somit durch das Leben quälen. Tschechow zeigt anhand des Sohnes, wie mancher das Scheitern nicht verdrängen kann und somit aufgibt. Ein starkes Stück in einer dichten Inszenierung. 2. Jänner 2007 Eleonore Moser |