Jonas Kaufmann gŠnzlich cool
"Die Meistersinger von NŸrnberg" von Richard Wagner Vorstellung an der Bayerischen Staatsoper vom 31. Juli 2016
Die Inszenierung von David Bšsch ist všllig auf Jonas Kaufmann zugeschnitten, ein anderer Tenor ist hier in dieser Rolle nicht vorstellbar. Kaufmann sieht aus wie ein junger moderner Mann und auch Bewegungen und Gestik entsprechen der Inszenierung. Er kann seinen Charme voll ausspielen und natŸrlich seinen herrlichen Tenor effektvoll einsetzen. Kaufmann ist es wert, diese AuffŸhrung zu sehen. Ohne ihn betrachtete man dies allerdings anders.
Denn die Trostlosigkeit von grauen Plattenbauten (BŸhne: Patrick Bannwart), der Pritschenwagen, in dem Schuster Hans Sachs all seine Habseligkeiten verstaut hat, das stŠndige Zigarettenrauchen von Stolzing, spŠter auch von Eva, all dies haben nichts mit den Meistersingern zu tun. Die Kleider aus der Zeit der 50-er Jahre sind zwar nett, aber unpassend. Es wird an der Opernhandlung vorbei inszeniert. Das mag zwar ein Gag sein, mehr ist es nicht und damit kann sich diese Inszenierung auf Dauer nicht im Spielplan halten.
Das Paar Stolzing und Eva sind optisch und akustisch passend besetzt, denn neben Jonas Kaufmann macht Sara Jakubiak gute Figur sowohl in ihrem €u§eren wie auch mit ihrer netten, aber nicht aufregenden Sopranstimme.
Die Figur des Sixtus Beckmesser wird Ÿberbordend als lŠcherlich prŠsentiert, was dem Geschehen jegliche Ernsthaftigkeit nimmt und zum Klamauk verkommt. Wenngleich auch Martin Gantner mit seinem angenehmen Bariton sein Bestes gibt, so mŸht er sich umsonst ab. Hier hat der Regisseur vollends versagt, aus dieser Partie mehr herauszuholen als BanalitŠt.
Als David ist der inzwischen pummelig gewordene Tenor Benjamin Bruns stimmlich eine Idealbesetzung. Wolfgang Koch als Hans Sachs zeigt im dritten Akt ErmŸdungserscheinungen, wenngleich zuvor sein geschmeidiger Bariton Ÿber lange Strecken eindrucksvoll klingt. Hervorragend Christof Fischesser als Veit Pogner und Okka von der Damerau als Magdalene.
PrŠzise dirigiert Kirill Petrenko das Orchester, denn jeder Gruppe und jedem SŠnger wird exakt der Einsatz gegeben, damit gewinnt die Vorstellung an enormer Straffheit. Allerdings haben die einzelnen Musiker nicht das Format wie im Orchester der Wiener Staatsoper, was sich darin bemerkbar macht, dass die Solostellen von Oboe, Klarinette und Hšrner nicht meisterhaft bewŠltigt werden.
Das enthusiastische Publikum bereitet am Ende vor allem Jonas Kaufmann, noch mehr dem offensichtlichen lokalen Liebling Wolfgang Koch Ovationen. Den grš§ten Applaus kann vermutlich zu Recht Kirill Petrenko fŸr sich buchen.
1. August 2016 Eleonore Moser |