"Manon Lescaut" von Giacomo PucciniVorstellung am 20. Juni 2016 an der Wiener StaatsoperEs ist gleichgültig, in welcher Partie man Anna Netrebko sieht und hört, sie füllt ihre Rolle stets mit Leidenschaft und Engagement aus, ganz so wie man es von einer wahren Diva erwartet. Dabei bleibt sie immer bezaubernd natürlich, hat niemals ein primadonnenhaftes Gehabe. Immer wieder kann man über die Leichtigkeit staunen, mit der sie die Spitzentöne hinausschmettert und ihre dunkle, füllige Mittellage sowie opulente Tiefe zum Einsatz bringt. Alles scheint ihr selbstverständlich zu sein und ihr zu gelingen. Dazu hat sie noch immer trotz ihrer nunmehrigen Breite um die Mitte, die vor allem in dem roten federnbehafteten Kleid im zweiten Akt unvorteilhaft zur Geltung kommt, eine mädchenhafte Ausstrahlung. Ihr zur Seite wurde der ältliche Herr Marcello Giordani gestellt. Er ist einer, dem man den jungen Des Grieux schon lange nicht mehr abnehmen kann. Allerdings ist seine Tenorstimme noch immer in bester Verfassung. Er hat ein schönes Legato zu seinem italienischen Timbre zu bieten. Wolfgang Bankl als Geronte ist überaus passend besetzt, ebenso David Pershallals
Lescaut. Das Regiekonzept (Carsen) sowie die Ausstattung (Antony McDonald) sind phantasielos
und langweilig. Beides stört insbesondere im letzten Akt, der in der Wüste
spielen soll, aber in eine Shopping Mall verlagert wurde. Mit Anna Netrebko ist jedoch ohnehin jede Inszenierung Nebensache,
denn sie alleine trägt jeden Abend. Marco Armiliato dirigiert temperamentvoll das Orchester der Wiener Staatsoper. Der erwartete Erfolg blieb nicht aus, denn das Publikum bejubelte begeistert Anna Netrebko. Sogar Marcello Giordani bekam Bravos und Marco Armiliato zeigte seine Freude über den Zuspruch in verzückter Pose. 21. Juni 2016 |