Aufbäumen eines alternden Tenors "Manon Lescaut" von Giacomo Puccini Premiere in der Wiener Staatsoper am 4. Juni 2005 Das Bühnenbild von Antony McDonald besticht durch Einfachheit, Modernität und klare Ästhetik. Die Kostüme entsprechen der heutigen Zeit, doch insgesamt fragt man sich spätestens ab dem 3. Akt, was diese Inszenierung mit dem Inhalt der Oper zu tun hat. Auch die Personenführung durch Robert Carsen ist wenig nachvollziehbar. Trotz seines auf jugendlich getrimmten Kostüms und seiner um Jugendlichkeit bemühten Bewegungen ist Neil Shicoff sowohl optisch als stimmlich zu alt für die Partie des Des Grieux. Seine Stimme hat in den Höhen anfangs mit beträchtlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, die erst im 3. Akt durch beeindruckende Forte-Töne wettgemacht werden können. Spät bäumt sich Shicoff gegen den unerbittlichen Altersprozess auf und schmettert ein erschütterndes "Guardate" in den Raum. Barbara Havemann als Manon Lescaut erweist sich als keine schlechte Wahl, obwohl ihre Koketterie wenig glaubhaft wirkt und ihre Stimme in der Höhe Schärfen vernehmen lässt. Rollendeckend erweisen sich Boaz Daniel als Lescaut sowie Wolfgang Bankl als Geronte. Seiji Ozawa dirigiert diesen Abend und lotet Puccini nicht in all seiner Emotionalität und Klangfülle aus. Der Eindruck bleibt eher schwach, wenn auch Klarinettist Peter Schmidl einfühlsam die Sänger begleitet und Oboist Clemens Horak von Mal zu Mal an Intensität dazugewinnt. Großer Erfolg für Shicoff sowie für Haveman und Ozawa, die Buhrufe für das Inszenierungsteam halten sich relativ in Grenzen. 5. Juni 2005 |