"Manon" von Jules Massenet

Premiere in der Wiener Staatsoper am 3. März 2007

Es gibt wohl keine schönere Frau, keine bessere Schauspielerin und vor allem keine bessere Sopranistin. Anna Netrebko ist Superstar. Solche Menschen kommen in einem Jahrhundert vielleicht ein bis zwei Mal hervor und es ist deshalb wohl nur zu verständlich, dass Anna Netrebko in einem Maße gefeiert wird, wie das einer richtigen Diva zukommt.

Andrei Serbans Inszenierung ist auf Netrebko mit Recht ausgerichtet. Alle Regieanweisungen betonen ihre Vorzüge, ebenso wie die Kostüme. Netrebkos Sopran hat eine Fülle von Volumen sowohl in der Mittellage als in der Höhe und ihr Timbre ist völlig unverwechselbar. Dies ist ein Vorzug, den es gerade im Sopranfach selten zu hören gibt. Zumindest in der Partie der "Manon" ist sie Primadonna assoluta.

Dagegen fällt Roberto Alagna als Chevalier Des Grieux leider allzu sehr ab. Sein Bemühen in Ehren, aber der Tenor lässt viel zu wünschen übrig. Darstellerisch gibt es keine Einwände, aber sein wackeliges Falsett, seine dünne Höhe rechtfertigen keinesfalls seinen starken Bekanntheitsgrad. Eine enttäuschende Leistung bleibt in Erinnerung.

Adrian Eröd gestaltete die Partie des Lescaut stimmlich eindrucksvoll; das übrige Ensemble ergänzte den guten Gesamteindruck der Inszenierung. Serban, der das Geschehen in die Dreißigerjahre verlegte, stand Peter Pabst als Ausstatter zur Seite, der ein in sich schlüssiges Bühnenbild formte, das allerdings teilweise auf zu engem Raum zurechtgestutzt wurde. Die Lichtprojektionen indessen verdienen in dieser Inszenierung, positiv vermerkt zu werden.

Bertrand de Billy dirigiert temperamentvoll und ohne falsches Sentiment. Im Orchester waren die Holzbläser nicht gerade bestens disponiert.

Der große Jubel für Netrebko sowie kein einziges Buh sichern den Erfolg dieser Premiere.

4. März 2007

Eleonore Moser