Ein Vulkan namens Anna

"Macbeth" von Giuseppe Verdi

Vorstellung an der Bayerischen Staatsoper
MŸnchen, am 27. Dezember 2016

In dieser Inszenierung kann sich Anna Netrebko als Lady Macbeth so richtig austoben. Sie klettert auf einen Ÿberdimensional gro§en Kristallluster und schwingt damit, so dass es an Roman Polanskis Tanz der Vampire erinnert. Sie spielt und singt und ist gleichzeitig alles - Vulkan und Eiger Nordwand, einfach ŸberwŠltigend. Ihr Sopran perlt dabei in jeder Lage, von tief bis ganz hoch, formvollendet ausgereift und schšn. Das kann ihr niemand sonst nachmachen. Sie ist einfach phŠnomenal.

Ihr zur Seite als Macbeth steht Franco Vasallo, der einmal mehr beweist, dass es zurzeit eine Vielzahl an erstklassigen Baritonen gibt. Als Banco ist luxurišs besetzt Ildebrando D'Arcangelo, der es schwer hat, mit Vasallos KlangfŸlle mitzuhalten.

Netrebkos Ehemann Yusif Eyvazov gibt die kleine Partie des Macduff Gelegenheit, seinen strahlenden Tenor zu zeigen. Seine Mittellage wird niemals an FŸlle dazugewinnen, aber was soll es: Das Wichtigste an einem Tenor ist die Hšhe, und diese hat Eyvazov mit Durchschlagskraft zu bieten.

Die Inszenierung von Martin Kusej gibt alles her, was modernes Theater zu bieten hat. Die BŸhne ist meist sparsam dekoriert mit riesigem Kristallluster oder einem kleinen Zelt, in dem sich alle zu ermordenden MŠnner und deren Gefolge aufzuhalten haben. DafŸr wird ein †berangebot an KostŸmen geliefert: Einmal wird in moderner Stra§enbekleidung gesungen, dann werden alle in historische KostŸme verpackt, dann kommen natŸrlich Kusejs Palmers- MŠdchen in BŸstenhalter und Slip zur Geltung, danach werden alle MŠnnlein und Weiblein in Rippentrikot gehŸllt und am Schluss erfreuen zehn MŠdchen mit entblš§tem Oberkšrper die Zuschauer.

Der Dirigent Paolo Carignani lŠsst das Orchester zu breiter Wirksamkeit kommen, indem er es so laut wie mšglich spielen lŠsst.

Am Schluss erntet Anna Netrebko verdiente Ovationen. Auch die Ÿbrigen SŠnger und der Dirigent bekommen einiges an Jubel ab.

28. Dezember 2016
Eleonore Moser