Welches Ereignis!

 

"Lohengrin" von Richard Wagner

Premiere an der Semperoper Dresden am 19. Mai 2016

 

Anna Netrebko singt erstmalig Elsa und wird mit ihrer Interpretation der Rolle in die Operngeschichte eingehen, denn bei ihr passt einfach alles. Schon in ihrer Erscheinung besticht sie mit Liebreiz, Schšnheit und majestŠtischem Auftreten. Sie ist keine statische Elsa, sondern zeigt in jedem Augenblick in Gestik und Mimik Emotion und Temperament.

 

Wer immer auch ihr Deutschlehrer war, er oder sie hat ganze Arbeit geleistet. Denn Anna ist wesentlich wortdeutlicher als alle ihre deutsch sprechenden Kollegen und Kolleginnen. Annas Deutsch ist nahezu všllig akzentfrei und damit hervorragend zu verstehen. Ihre Sopranstimme ist in tiefen und mittleren Lagen unvergleichlich fŸllig und gewinnt sogar in der Hšhe an WŠrme und Volumen dazu. Es ist wie ein Blumenkelch, der nach dem AufblŸhen enorme Schšnheit und Eleganz zum Leuchten bringt.

 

Als Lohengrin gibt Piotr Beczala eine fundierte Leistung. Sein lyrischer Tenor wird den AnsprŸchen dieser Partie durchaus gerecht. Mit seiner guten Erscheinung gibt Beczala einen kongenialen Partner fŸr Anna Netrebko, denn auch Šu§erlich sind die beiden ein schšnes Paar.

 

Evelyn Herlitzius zeigt zwar eine passable Hšhe, hat aber weder in Mittellage noch in der Tiefe Volumen zu bieten, daher ist sie keine dŠmonische, sondern eher hysterische Ortrud.

 

Als Telramund kann Tomasz Konieczny seinen markanten Bariton effektvoll einsetzen. Man glaubt ihm in jeder Phase den Bšsewicht.

 

Die Inszenierung von Christine Mielitz (KostŸme und BŸhnenbild Peter Heilein) aus dem Jahr 1983 ist wohltuend "konventionell" und Šsthetisch hšchst ansprechend. Die Geschichte wird einfach erzŠhlt und kein Anspruch auf Neudeutung gelegt. So erlebt man Oper, wie sie eben sein soll, auch wenn manche im Feuilleton damit nicht einverstanden sein werden.

 

Christian Thielemann, dem diese Sternstunde der Oper zu danken ist, fŸhrt das Orchester sowohl zu subtilem Spiel, indem man jeden Geigenstrich ziseliert vernehmen kann, als auch die BlŠser zu effektvollen Fortissimo-KlŠngen. Thielemann gibt Netrebko die nštige Sicherheit und man spŸrt, dass er sie mit seinem Dirigat auf HŠnden trŠgt.

 

Das Publikum jubelt und spendet allen Mitwirkenden tosenden Applaus.

Eine ganz gro§e Sternstunde der Oper war zu erleben.

 

21. Mai 2016

Eleonore Moser