Unwiderstehlicher Klangzauber

"Lohengrin" von Richard Wagner

Vorstellung vom 9. März 2006 in der Wiener Staatsoper

 

Erneut bereitete Johan Botha mit seinem Lohengrin Staunen, denn keine einzige Unsicherheit ist wahrnehmbar, weder in der Höhe noch in der Mittellage, weder im Forte noch im Piano. Diese Stimme hat die Geschmeidigkeit des Organs von Luciano Pavarotti und das Heldenhafte einer richtigen Wagner-Stimme. Man muss ihm sein voluminöses Äußeres nachsehen, denn dieses Stimmwunder kann man schon fast als Jahrhundertstimme bezeichnen.

Soile Isokoski als Elsa zeigt viel Sensibilität, Zartheit und präzise platzierte Spitzentöne. Janina Baechle verfügt zwar über das nötige Stimmvolumen, doch im Ausdruck bleibt sie vieles schuldig. Ihre Ortrud ist hausbacken, es fehlt ihr die nötige Dämonie. Dagegen zeigt Falk Struckmann als Telramund sowohl stimmlich als auch darstellerisch glaubhafte Präsenz. Ein wohl unvergesslicher Telramund ist er, mit dem sich andere Partieneigner nur schwerlich messen können. Boaz Daniel als Heerrufer zeigt gleichfalls eine beeindruckende Leistung und Kwangchul Youn kann man als annehmbaren König Heinrich bezeichnen.

Die Inszenierung von Barrie Kosky ist nur dann erträglich, wenn man sie von einer Seitenloge aus betrachtet. Dann sieht man bloß die Sänger im Vordergrund, alles andere bleibt ziemlich ausgespart.

Einen unwiderstehlichen Zauber bereitete Semyon Bychkov mit seinem Dirigat und bringt die Geigen zu betörenden Klängen. So einhellig schwelgerisch kann man die Musiker selten hören. Obwohl das Orchester der Wiener Philharmoniker sich derzeit auf USA-Tournee befindet, und daher im Orchestergraben viele Substituten sichtbar waren, hat man doch die entscheidenden Stellen mit der ersten Garnitur besetzt. Allen voran Rainer Küchl und Volkhard Steude als erster bzw. zweiter Konzertmeister inspirierten die übrigen Violinen mit ihrer Spielfreude. Herrlich der erste Oboist Martin Gabriel, sowie der erste Klarinettist Ernst Ottensamer, auch erster Flötist Wolfgang Schulz, sie alle haben mitreißende Leistungen erbracht.

Ein großartiger Abend.

10. März 2006

Eleonore Moser