Merkbar nervös betritt Jonas Kaufmann das Podium und setzt in italienischer Sprache an zu "Tre Sonetti die Petrarca", vertont von Franz Liszt. Bald verliert er die Nervosität, denn er merkt, dass es gut läuft, dass seine Stimme ihn verlässlich in jeder Lage trägt. Da schnellen die Spitzentöne metallisch klingend in den Saal, es gelingt jedes Legato und sein Piano betört. Das zweite Sonett "Benedetto sia 'l giorno" habe ich seinerzeit als Klavierfassung in der Wiener Staatsoper von Rudolf Nurejew und Margot Fonteyn im Ballett "Armand et Marguerite" tanzen gesehen. Auch damals war dies eine besondere Sternstunde - heute lag es am Gesang von Jonas Kaufmann, als mir immer wieder bewusst wurde, welch wunderbarem Ereignis ich beiwohnen darf.
In den "Seven Sonnets of Michelangelo" kann Jonas Kaufmnann seine Schauspielkraft einsetzen. Mit viel Dramatik singt er die aufwühlende Musik von Benjamin Britten. Helmut Deutsch ist ihm am Klavier stets ein einfühlsamer Partner.
Von Richard Strauss gab er "Schlichte Weisen - Fünf Gedichte von Felix Dahn, sowie "Sehnsucht, Nachtgang, Freundliche Vision, Ich liebe dich", weiters vier der bekannten Lieder "Ruhe, meine Seele!, Cäcilie, Heimliche Aufforderung und Morgen" sowie noch drei Zugaben. Freude am Singen lässt Jonas Kaufmann erkennen und seine Wortdeutlichkeit trägt zusätzlich viel dazu bei, dass die Matinee heftig bejubelt wird. Jonas Kaufmann bringt enorm viel an Persönlichkeit, an Schönheit des Aussehens und der Stimme auf das Podium. Er überzeugt mit seiner Natürlichkeit und ist doch ein GESAMTKUNSTWERK, das in der Lage ist, alle Sinne des Publikums anzusprechen.
Eine Schande ist es für das Salzburger Publikum jedoch, dass in diversen Abständen insgesamt 5 Mal ein Handy ertönte, so dass Jonas Kaufmann bat, "es ist zwar nur mehr ein Lied zu hören, aber vielleicht könnten Sie doch noch Ihr Handy nachprüfen, ob es ausgeschaltet ist...". Bei solch einem ungezogenen Publikum die Nerven nicht zu verlieren, dazu bedarf es schon sehr viel an Größe, die Kaufmann bewies.
Schade, dass diese Handy-Vorfälle das sonst unvergleichliche Erlebnis trübten.
Das Publikum zeigte sich begeistert von Jonas Kaufmann und jubelte in überschäumender Weise, die bei Lieddarbietungen sonst nicht üblich ist.
Hoffentlich kommt er wieder.
30. August 2009
Eleonore Moser