Immanuel Bernhard Kant

"Immanuel Kant" von Thomas Bernhard

Premiere im Wiener Burgtheater am 19. September 2009

Es steckt so ziemlich in jedem seiner Stücke eine Figur, die viel mit Thomas Bernhard selbst als Person zu tun hat, so auch in dieser Groteske. Kant ist als Figur gezeichnet, die in Kompromisslosigkeit, Grantigkeit, Boshaftigkeit, Vielschichtigkeit immer wieder an Thomas Bernhard erinnert. Das ist eine Rolle, in der Michael Maertens brillieren kann. So spielt er alle Facetten der Modulation seiner Stimme wirkungsvoll aus und zeigt einen fiktiven, trotz Stock und beinahe Blindheit jugendlichen Kant.

Sunnyi Melles findet ebenfalls in diesem Stück die Möglichkeit, die Rolle als Millionärin auszureizen, da passt jede Outrage, sie ist kapriziös, schrill, dann wieder kindlich naiv und zärtlich. Eine großartige Leistung, bei der dazu noch ihre fabelhafte Gestalt voll zur Geltung kommt.

Bemerkenswert auch das gesamte Ensemble mit Karin Pfammatter als Kants Frau, Hermann Scheidleder als Ernst Ludwig, Marcus Kiepe als Kapitän, Oliver Masucci als Admiral, Hans-Michael Rehberg als Kardinal u.a.

Ein wunderbar stimmiges Bühnenbild (Volker Hintermeier) zeigt den Innenraum sowie das Deck eines Schiffes, das sich stets bewegt und man beim Zusehen fast seekrank werden könnte. Auch die Kostüme von Su Bühler vermitteln Profil. Die Regie von Matthias Hartmann, dem neuen Burgchef, ist in jeder Beziehung überzeugend.

Ein sehr gelungener Abend, der vom Publikum viel beklatscht und bejubelt wird. Besonders Sunnyi Melles und Michael Maertens heimsen Begeisterung ein.

20. September 2009
Eleonore Moser