Zwei starke Frauenfiguren JENUFA von Leos Janacek Wiederaufnahme Vorstellung am 26. September 2003:
"Jenufa" zählt in derzeitiger Inszenierung und Besetzung zu einer der geschlossensten und eindrucksvollsten Vorstellungen des Wiener Staatsopern-Repertoires. Das großes Mühlrad im Zentrum des Geschehens des 1. Aktes verfehlt nach wie vor seinen Effekt nicht, ansonsten ist das in weiß-grau-schwarz gehaltene Bühnenbild relativ schlicht und einfach und vielleicht gerade deshalb besonders beeindruckend. Die Personenführung von David Pountney hat seit der Premiere im Februar 2002 nichts an Authentizität eingebüßt und macht die starken Emotionen der handelnden Personen geradezu aufwühlend merkbar. Bei Agnes Baltsa als Küsterin auf der Bühne läuft einem ständig die Gänsehaut über den Rücken. Sie vermittelt glaubhaft Strenge und Härte, gleichzeitig aber auch die Güte dieser Figur. Ihre trotz Akzent gegebene Wortdeutlichkeit ist erstaunlich. Die manchmal zutage tretende stimmliche Schärfe in der Höhe passt in dieser Partie sogar ideal. Trotz der starken Bühnenpräsenz von Baltsa gelingt es auch Angela Denoke als Jenufa, enorme Wirkung zu erzielen. Ihr jugendlich berührendes Aussehen sowie ihr souverän geführter glockenheller Sopran bereiten ihr triumphalen Erfolg. In der Partie des Laca gibt Michael Roider ein überzeugendes Debüt und Torsten Kerl ist als Steva nach wie vor Idealbesetzung. Auch Anny Schlemm als Buryia ist mehr als rollendeckend besetzt. Großartig die Wiener Philharmoniker unter Seiji Ozawa, der mit seinem Dirigat die expressiven Farben des Werkes leuchten lässt. Konzertmeister Volkhard Steude bewegt mit seiner Interpretation der zahlreichen Violin-Soloeinlagen. Eine wunderbare Vorstellung. Eleonore Moser 27.9.2003 |