Armes Häuflein Elend Mensch

jedermann (stirbt)

von Ferdinand Schmalz

Vorstellung am Wiener Burgtheater vom 1. März 2018


Was unterscheidet diese etwas andere Sicht auf den Hoffmannsthalschen Jedermann in Salzburg?

Im Burgtheater ist es das ästhetisch ansprechende gold-kupferne Bild, das die Bühne abdeckt und mittig einen Kreisausschnitt freigibt, in dem sich das Geschehen zeitweise vollzieht. Die Kostüme der Protagonisten sind rustikal und goldfarben, was den Wohlstand verkörpern soll.

Die Texte werden in Jelinek'scher Manier ins Publikum geschrien. Überhaupt hat sich Schmalz stark an Jelinek orientiert.

Humor kommt endlich in einer Persiflage auf Jeannine Schiller auf, welche die (in diesem Falle zu junge) Mavie Hörbiger verkörpert. Das bleibt die einzig gelungene, witzige Passage.

Ansonsten ziehen sich die 1 3/4 Stunden doch oft. Man weiß ja eh, wie das so ist mit dem Geld, dem unsere Gesellschaft hinterherläuft.

Wie sehr sich der Mensch als käuflich präsentiert, bestätigt Markus Hering in seiner Rolle als Jedermann, wenn er gegen Ende des Stückes minutenlang still und splitternackt auf der Bühne stehen muss. Mitleid überkommt die Zuseherin, denn er muss sich doch schrecklich dabei fühlen. Der arme Schauspieler tut doch alles für Geld, was beweist, dass redensüblich Schauspieler an sich Prostituierte sind. Armes Häuflein Elend Mensch!

Der Jedermann in Salzburg beinhaltet wesentlich wirksamere Bühneneffekte. Das Theater von damals hat sich mehr abverlangt als heutzutage. Damals wollte man neben dem Moralisieren auch staunen. Schmalz' Jedermann verlegt sich vollends auf das Moralisieren. Es wird jedoch kaum jemand aus dem Theater gehen und sich sagen, ab jetzt soll ihm das Geld weniger wichtig sein.


2. März 2018
Eleonore Moser