Der Abend des Franz Welser-Möst

"Die Götterdämmerung" von Richard Wagner

Premiere in der Wiener Staatsoper am 8. Dezember 2008

So uneingeschränkt umjubelt wie an diesem Abend war Franz Welser-Möst als Dirigent wohl noch nie. Das völlig zu Recht, denn er vermochte diesmal alle Register zu ziehen, um einen spannenden Opernabend zu ermöglichen.

Die Regie von Sven-Eric Bechtolf hatte mit gelungener Personenführung das Ihrige dazu beigetragen, dass auch die szenische Gestaltung Beifall fand. Irgendwelche Buhrufer wird es bei Neuinszenierungen immer geben und diese sollen den Gesamterfolg nicht trüben. Das Bühnenbild von Rolf Glittenberg und die Kostüme von Marianne Glittenberg zeigten ein in sich geschlossenes harmonisches Gefüge. Es überzeugten die klaren Linien in ihrer Einfachheit; zum Glück entschied man sich für keine neuzeitlichen Kostüme, sondern bewegte sich in etwa der Zeit des angenommenen Geschehens.

Als Siegfried erbrachte Stephen Gould eine beachtliche Leistung. Seine tenorale Höhe klingt zwar nicht überwältigend schön, dafür aber die Mittellage, und diese überwiegt auf weiten Strecken der Partie. In seinem tatzbärigen, naiven Auftreten gibt er wesensmäßig diesem Siegfried einen amerikanischen Touch.

Eric Halfvarson ist ein dämonischer, gleichzeitig fast jugendlich beweglicher Hagen. Er verleiht dieser Partie neue Facetten, was vermeintlich der Regieanweisung Bechtolfs entspringt. Halfvarsons Bass-Bariton ist als kernig, aber nicht unbedingt als schwarz zu bezeichnen.

Großartig Boaz Daniel in der Partie des Gunther. Solch lyrisch baritonale Töne geben dieser Partie warme, menschliche Züge. Er ist ein Gunther, dem man Emotionalität abnimmt.

Mihoko Fujimura als Waltraute und Caroline Wenborne als Gutrune erweisen sich als gute Besetzung, ebenso Tomasz Konieczny als Alberich.

Eva Johansson ist aussehensmäßig eine Brünnhilde wie aus dem Bilderbuch. Stimmlich hat sie das nötige Volumen sowohl in der Höhe als in der Mittellage - warum lässt sie also die Zuhörerin ratlos zurück? Weil Eva Johansson offenbar kein musikalisches Gehör hat, denn sie bleibt nicht auf Linie der Töne, sie singt ständig entweder zu hoch oder zu tief, also falsch. Das ist schade, denn somit verbleibt sie als einziger Minuspunkt des Abends.

Franz Welser-Möst erlebte mit seinem Dirigat einen richtig triumphalen Erfolg. Spätestens beim Trauermarsch war zu erkennen, dass er sowohl Spannung aufbauen als auch durchhalten kann. Er ist etabliert, denn das Publikum hat ihn offensichtlich zum Liebling erkoren. Schön für einen österreichischen Dirigenten!

Rainer Küchl und Rainer Honeck erbrachten als 1. und 2. Konzertmeister die Geigen zum innigen Schwelgen, von Ernst Ottensamer, 1. Klarinette hörte man samtenen Klarinettenklang, dabei assistierte sein Sohn Daniel als 2. Klarinettist. Clemens Horak als 1. Oboist hielt sich etwas zurück, die Hörner ließen leider einige Dissonanzen erkennen, was vielleicht der Premierenbefangenheit zuzuordnen ist.

Insgesamt war dies ein beeindruckender Opernabend, dem das Publikum mit entsprechendem Beifall Rechnung trug.

9. Dezember 2008
Eleonore Moser