Wir werden alle verrückt geboren

"Warten auf Godot" von Samuel Beckett

Premiere am 5. Dezember 2009 am Wiener Burgtheater

"Wir werden alle verrückt geboren, manche bleiben es" (Estragon).

Das Stück ist poetisch, melancholisch. Es macht die Absurdität des Daseins, die Verzweiflung des Menschen, seine Sinnlosigkeit und seine Sehnsucht nach Hoffnung offenkundig. Denn Godot ist wohl das Sinnbild für Hoffnung.

Das Stück bringt Matthias Hartmann in stimmungsvollen Bildern (Karl-Ernst Herrmann) und passenden Kostümen (Su Bühler) auf die Bühne. Die Komik wird wirksam hervor gearbeitet, so dass die Lacher im Publikum teilweise überwiegen. Besonders Michael Maertens als Wladimir kommt die Aufgabe zu, das Tragikomische hervorzustreichen. Maertens zeigt auch in dieser Rolle seine enorme Bandbreite an stimmlichen Ausdrucksfarben. Er katapultiert sich von Stück zu Stück zu einem legitimen Nachfolger von Gerd Voss.

Während Maertens stets auch Sir in der Figur des Clochards bleibt, so ist Ernst Stötzner als Estragon doch der leibhaftige, sympathische "Sandler", so als ob man ihn vom Obdachlosenasyl in die Burg geschleppt hätte. Großartig.

Ignaz Kirchner als Pozzo - schrill, diabolisch, unheimlich. Als Lucky brilliert Marcus Kiepe. Sein unerträgliches Leid wird zwar durch Komik gebrochen, doch das Lachen bleibt im Halse stecken.

Ein wunderbarer Theaterabend. Viel Applaus und Jubelrufe für das gesamte Team.

6. Dezember 2009
Eleonore Moser