Ästhetik pur

"Giselle" Ballett; Musik von Adolphe Adam

Vorstellung am 4. Februar 2004 in der Wiener Staatsoper

Vladimir Malakhov tanzen zuzusehen bedeutet, Ästhetik in Reinkultur zu erleben.

Sein Körper hat die Idealmaße eines Tänzers. Nobel und elegant sind in unerreichter Weise seine Bewegungen. Er springt mit einer Leichtigkeit, als hätte er das Gewicht einer Fliege und seine Technik ist brillant. Damit drängt sich der Vergleich mit Rudolf Nurejew auf. Doch – obwohl Malakhov in fast allen Bereichen Nurejew überrundet - bleibt er gegen diesen im Gesamteindruck blass. Was Malakhov fehlt, ist Emotion, inneres Feuer, Brennen, Leidenschaft. Deshalb vermag er trotz seines unerreicht perfekten Könnens den Zuschauer nicht zu elektrisieren.

Eva Petters als Giselle hat passable Technik, in ihrem Ausdruck ist sie eher bieder und kommt der Weltklasse nicht nahe.

Überraschend dagegen Christian Musil als Hilarion. Er verleiht der Figur Prägnanz und Bedeutung. Als Myrtha wunderbar Maria Kousouni, wie überhaupt das Niveau der Nebenfiguren sowie des Corps de Ballet seit Renato Zanellas Ballettdirektion ganz deutlich gehoben ist.

Das Orchester spielte wie meist an Ballettabenden uninspiriert, wobei sich Dirigent Conrad Artmüller nach Kräften bemühte, den Tänzern einfühlsamer Begleiter zu sein. Der Flötist ließ manch falsche Töne vernehmen, während Soloklarinettist Norbert Täubl mit samtenem Klang punktete und die Solisten Gottfried Boisits, Oboe, speziell jedoch Christian Frohn, Viola, hervorragten und die Ehre des Orchesters retteten.

5. Februar 2004

Eleonore Moser