Die Gute ist keine Gute

Ein Fest für Boris

von Thomas Bernhard

Premiere am 27. Juli 2007 im Salzburger Landestheater

Der Drehbühnenbereich bewegt sich unentwegt langsam und gespenstisch, darüber hängen zwei riesige, ineinander verknüpfte Kristall-Kronleuchter. Dies ist der schaurige Beginn auf der in grau gehaltenen Bühne. Die Wesendonck-Lieder klingen vom Band, während die Gute in einem Fauteuil sitzt und endlos lange ins Publikum starrt. Die Spannung wird somit an die Grenze des Erträglichen gedehnt.

Viviane de Muynck ist die einzige Enttäuschung des Abends. Warum man gerade dieser Schauspielerin die Rolle der Guten übertrug, ist wenig durchschaubar. Als Belgierin spricht sie mit starkem französischen Akzent, was dem Verständnis abträglich ist und dem Zuschauer unnötig Mühe beim Zuhören abverlangt. In ihrem Aussehen ähnelt sie einer Hausmeisterin, ihre anspruchslose Stimme ist der Schärfe des Stückes nicht gewachsen. Diese Besetzung ist ein wirklicher Reinfall.

Nadine Geyersbach als Johanna spielt hingegen ihre Rolle als gequälte Kreatur famos. Ihr Leidensdruck ist in jedem Moment sichtbar, ohne dass sie outriert. Ebenso überzeugt Thomas Wodianka als Boris, der zwar kaum ein paar Worte zu sprechen hat, dennoch überaus präsent ist.

Das Stück wird durch die Regisseurin Christiane Pohle der ursprünglich gegebenen Grauenhaftigkeit beraubt, indem sie den Darstellern ihre Beine belässt. Die Krüppelgesellschaft sieht daher ganz "normal" aus und erinnert eher an eine Zusammenkunft betrieblicher Art. Nur dass die Männer dann nicht aufstehen und gehen, sondern von Dienern hin- und hergeschoben werden, als ob sie Gelähmte wären.

Die Regisseurin hat das Stück modern inszeniert und kann die Spannung durchgehend halten, so dass die Zeit wie zum Stehen kommt. Eine dichte Atmosphäre versteht sie jederzeit zu schaffen und dies verursacht am Schluss viel Beifall und damit Erfolg.

28. Juli 2007
Eleonore Moser