Der einsame Star"Faust" von Charles Gounodan der Wiener Staatsoper am 1. Februar 2012Da engagiert man einen Startenor, findet es aber nicht der Mühe wert, ihm gleichwertige Sängerkollegen zur Seite zu stellen. Das ist ärgerlich, gibt es doch derzeit gerade in der Partie des Mephistopheles zwei ganz herausragende Bassbaritone, die nicht engagiert wurden. Die Regie von Nicolas Joel erscheint etwas blutleer, da es kaum Szenerie zu sehen gibt. Der zaghafter Versuch eines Bühnenbildes kann eine gewisse Mutlosigkeit als Ursache haben. Als Trost kann gelten, dass es Schlimmeres gibt als eine fast leere Bühne. Sopranistin Inva Mula hat längst das Alter einer Marguerite überschritten. Das wirkt sich in ihrem Ausdruck, im Aussehen und auch in der Stimme aus, welche in höheren Lagen schon etwas strapaziert klingt. Als Valentin gibt der verlässliche Bariton Adrian Eröd wieder zu erkennen, wie wertvoll es ist, einen solchen Sänger im Ensemble zu haben. Jonas Kaufmann, der Star des Abends, zeigt dem Publikum das, was es erhofft: Eine strahlende, schlagkräftige Tenorstimme. Dazu gesellt sich dieses enorm virile dunkle Timbre. Da kann man schon darüber hinwegsehen, wenn manches Legato nicht ganz gelingt oder sich ein rauer Ton in höheren Lagen dazu mischt. Denn seine Schönheit und seine schauspielerische Ambition trägt in jeder Partie dazu bei, dass er stets glaubhaft wie kein anderer ist. Enttäuschend präsentiert sich Albert Dohmen (Mephistopheles) als behäbiger Bassbariton, dem es nur darum zu gehen scheint, gut über die Runden zu kommen. Da fehlt jede Art von Bestreben, der Figur in Form von Diabolik Persönlichkeit zu verleihen. Wenn man von unreinen Horneinsätzen und dem nicht ganz gelungenen Violinsolo von Konzertmeister Rainer Küchl absieht, inspiriert das straffe Dirigat von Alain Altinoglu das Orchester zu guten Leistungen. Auch der Chor präsentiert sich in beachtenswerter Verfassung. Das Publikum reagiert am Ende zwar mit Bravorufen für Kaufmann, bleibt aber ansonsten eher zurückhaltend. Die Chance, Jonas Kaufmanns einziges Gastspiel in dieser Spielsaison zu vier großen Abenden zu machen, wurde aufgrund der übrigen blassen Besetzung vertan.. 2. Februar 2012 |