Ein Traum von einem "Falstaff"

 

"Falstaff" von Giuseppe Verdi

Premiere am 19. Oktober 2003 in der Wiener Staatsoper

Selten wurde eine Neuinszenierung so einhellig positiv aufgenommen wie dieser "Falstaff". Kein Wunder: Ist doch Bryn Terfel der wohl unübertrefflichste Falstaff unserer Zeit. Und auch die in der Vergangenheit anerkannten Sänger in dieser Partie hätten es schwer, da mitzuhalten. Denn seine Spiellaune ist erheiternd, sein Temperament umwerfend, seine Stimme sowieso zum Niederknien schön.

Ihm am nächsten kommt Carlos Alvarez in der Partie des Ford. Schön und elegant in Aussehen sowie herrlich in allen Lagen anzuhören ist auch er ein Erlebnis höchster Güte. Auch die Nebenrollen mit Michael Roider als Dr. Cajus, Herwig Pecoraro als Bardolfo, Alfred Sramek als Pistola sind mehr als zufriedenstellend besetzt. Einzig Cosmin Ifrim als Fenton lässt so manchen Wunsch offen. Seine Stimme hat zwar Italianitá im Timbre, ist aber noch nicht wirklich reif für diese Partie.

Durchwegs erste Qualität ergibt die Damenriege: Allen voran Tatiana Lisnic als Nannetta, Krassimira Stoyanova als Alice Ford, Elina Garanca als Meg Page und besonders köstlich Jane Henschel als Mrs. Quickly.

Marco Arturo Marelli als Regisseur zeigt vor allem erstklassige Personenführung. Da ist jede Bewegung klug durchdacht und richtig gesetzt. An das Bühnenbild mit seinen grellen Farben muss man sich wohl erst gewöhnen. Die Bühne ist schräg seitlich und nach vorne geneigt, was Marellis Spezialität sein dürfte. Ansonsten ist die Szene eher als spartanisch zu bezeichnen, was der Gesamtwirkung trotzdem nicht abträglich ist.

Fabio Luisi dirigiert das Staatsopernorchester zügig und vielleicht zu sehr präzise. Auf welches Konto geht das peinliche Schwimmen der Sänger in den Vielstimmen-Szenen im 1. Akt? Ein wenig Nonchalance würde dem Orchesterklang gut tun.

Dessen ungeachtet ein großartiger Erfolg. Viel Beifall, viele Bravorufe und kein einziger Buhruf. Wann hat es so etwas zuletzt gegeben?

19. Oktober 2003

Eleonore Moser