Donna Anna als Tatjana

 

„Eugen Onegin“ von Peter I. Tschaikovsky

Vorstellung an der Wiener Staatsoper vom 25. Oktober 2015

 

Es ist doch immer wieder ein Wunder, wie sehr diese Sängerin bezaubern kann. Anna Netrebko ist unschlagbar an Ausstrahlung, Anmut, Rollenidentifikation und Stimme. Wie sehr dieser gerade in der Mittellage dunkel klingende Sopran in hohen Lagen jugendliche Leuchtkraft entwickeln kann, ist phänomenal. Obwohl sie um die Mitte herum schon ziemlich breit geworden ist, nimmt man ihr sogar äußerlich das schwärmerische junge Mädchen Tatjana ab, das in Eugen Onegin verliebt ist. Jede Vorstellung mit ihr stellt einen Glücksfall an Erlebnis dar.

 

Auch Zoryana Kushpler ist als Olga eine Figur, die ihren samtigen Mezzosopran gekonnt zum Einsatz bringt.

 

Chistopher Maltman hat als Eugen Onegin ein überzeugendes Auftreten. Sein Bariton ist warm und geschmeidig und besitzt in jeder Lage Intensität.

 

Dmitry Korchak als Lenski ist ein Tenor, der schon in allen großen Opernhäusern geschätzt wird.  Seine Stimme hat jugendliches Timbre, und wenn er auch in hohen Lagen etwas forcieren muss, so gibt er sich den Anforderungen gewachsen und in der Darstellung überzeugend.

 

Als Gremin hat Ferruccio Furlanetto nur einen kurzen Part zu singen, diesen bewältigt er jedoch mit viel Emotion und Gestaltungskraft. Eine Luxusbesetzung!

 

Das Orchester scheint manchmal unter dem Dirigat von Patrick Lange etwas verunsichert zu sein, was jedoch dem speziell noblen Klang des  Holzbläsertrios Clemens Horak, Oboe,  Dieter Flury, Flöte und Ernst Ottensamer, Klarinette, keinen Abbruch tut.

 

Der modernen Inszenierung von Falk Richter, welche die Kühle Eugen Onegins widerspiegeln soll, ist eine gewisse Langlebigkeit sicher.

 

Viel Jubel um Anna Netrebko, ebenso für Dmity Korchak. Auch Christopher Maltman und Ferruccio Furlanetto werden gefeiert. Ein Abend, der nichts zu wünschen übrig lässt.

 

26. Oktober 2015

Eleonore Moser