Anschauliche Kühle der GefühleEugen Oneginvon Peter I. TschaikovskyPremiere am 7. März 2009 in der Wiener Staatsoper Regisseur Falk Richter wollte mit dem Bühnenbild von Katrin Hoffmann (neuzeitliche Kostüme: Martin Kraemer) die Kühle der Gefühle des Eugen Onegin gegenüber Tatjana zum Ausdruck bringen. Die Bühne ist minimalistisch ausgestattet, dafür schneit es fast unentwegt und das wenige Mobiliar besteht quasi aus Eisblöcken. Diese Ausstattung ist durchaus eine Möglichkeit, das Werk zu deuten, es fand jedoch nicht den erhofften Zuspruch des Publikums. Auch die im Hintergrund statisch agierenden Liebespaare irritieren zum Teil, hingegen sind die Tanzeinlagen dem Geschehen zuträglich und somit durchaus reizvoll. Tamar Iveri verkörpert eine glaubhaft innig liebende Tatjana. Ihr lyrischer Sopran ist relativ klein, dafür technisch einwandfrei. Als Olga eine fabelhafte Besetzung bietet die quicklebendige und wunderschöne Nadia Krasteva mit ihrem wohlklingenden Mezzosopran. Der an sich zweifelnde, eifersüchtige Lenski wird von dem sympathischen Ramón Vargas mit sicherem Tenor gesungen. Einen sowohl optisch wie stimmlich überzeugenden Auftritt bietet auch Ain Anger als Fürst Gremin. Simon Keenlysides heller Bariton klingt zwar nicht unverwechselbar, ist aber in dieser Partie passend eingesetzt, denn Keenlyside ist ein gut aussehender Mann, welcher in seinem Auftreten Eleganz mit Distanz zu vereinbaren versteht. Seji Ozawa dirigiert das Werk ohne Partitur, also bloß aus der Erinnerung. Das wirkt sich nicht nachteilig aus, denn er arbeitet die einzelnen Orchesterstimmen prägnant heraus. Ungemein gefühlvoll und stimmig das Zusammenspiel von Oboe (Clemens Horak) mit Flöte (Wolfgang Schulz) und Klarinette (Ernst Ottensamer ). Hervorragend auch das Cello-Solo des Franz Bartolomey. Das gesamte Sängerteam wie der Dirigent und das Orchester wurden vom Publikum bejubelt. Leider gefiel die Inszenierung dem Großteil des Publikums nicht, trotzdem ist diese Neuproduktion als Erfolg zu bewerten. 8. März 2008
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