Der Gigant und das kleine Mädchen

"Einfach kompliziert" von Thomas Bernhard

Voraufführung vom 10. Februar 2011, 11,30 h, im Akademietheater, Wien

Wie in fast jedem seiner Stücke, handelt es sich auch hier um eine Art von Selbstreflexion des Thomas Bernhard. Die Figur des alten Schauspielers in seiner Verrücktheit spiegelt ihn, die Schauspieler, aber im Grunde die Menschen überhaupt wider.

Was Claus Peymann aus dieser Kostbarkeit des Stückes macht, ist melancholisch und heiter zugleich, eine Tragödie wie eine Komödie.

Die Figur des 82-jährigen Schauspielers spielt Gert Voss in berührender Weise. Hat man Bernhard Minetti, für den dieses Stück ursprünglich von Th. Bernhard geschrieben wurde, in Erinnerung, dann weiß man, dass Voss den Schauspieler mit weniger irrem Gesichtsausdruck spielt, was dem starken Gesamteindruck keinen Abbruch tut.

Voss ist mit viel Herzenswärme, Sensibilität, Liebenswürdigkeit, ja sogar Erotik ausgestattet, dass man diesen alten Mann einfach liebhaben und mit ihm leiden muss. Das kleine sympathische Mädchen Katharina (Victoria Niebauer) an seiner Seite, mit dem er den einzigen Dialog im Stück führt, bereitet nicht mehr an Entzücken als Voss selbst. Er zeigt, wie zerbrechlich und liebebedürftig ein alter Mensch ist und wie sehr ein solcher Zuneigung braucht, die diesem Giganten des Schauspiels das Publikum in hohem Maße entgegenbringt.

Es ist ein Glücksfall, dass Claus Peymann wieder hier ist und dieses Stück dem Wiener Publikum zeigt.

11. Februar 2011
Eleonore Moser