Thomas Bernhard, aber deftig

„Bei Einbruch der Dunkelheit“ von Peter Turrini

Premiere am Burgtheater vom 13. November 2014

Ganz im Stile Thomas Bernhards schrieb der Dramatiker Peter Turrini dieses Stück, das die Geschehnisse auf dem Tonhof von Maria Saal wiedergeben soll. Das Monologisieren, das Beschimpfen der slowenischen Nazis, also der Kärntner, geschieht nach dem Duktus des längst verstorbenen, ungeliebten Konkurrenten. Auch das Tischgelage kennt man aus etlichen Bernhard-Stücken.

Während Bernhard doch stets den guten Geschmack nicht verließ, weitet Turrini  das Geschehen ins Unappetitliche aus. Vielleicht war es damals wirklich so am Tonerhof, aber vielleicht wollen wir das gar nicht so genau wissen.

Barbara Petritsch als Frau Gräfin, bzw. Frau Schwarz, schreit die Schimpfkaskaden hinaus ins Publikum und man denkt, das alles schon einmal gehört zu haben.  Dorothee Hartinger als Claire wird ziemlich gefordert und überzeugt. Einen Glücksfall an idealer Besetzung stellt Markus Meyer als Komponist Philippe dar. Er verkörpert  den eigentlichen Lampersberg in seiner Exzentrik und Exaltiertheit höchst beeindruckend.

Etwas weniger auffallend ist Laurence Rupp in der Rolle des Giuseppe  vulgo H.C. Artmann. Lyriker Vinzenz, Sven Dolinski, ist in seinem Äußeren dem Vorbild Thomas Bernhard ziemlich ähnlich und gibt sich auch redlich Mühe, diesen im Tonfall zu treffen. Jedoch bleibt er insgesamt eher blass.

Falk Rockstroh als Anwalt der Familie ist noch zu erwähnen, dem man den Nazi gar nicht wirklich abnimmt. Die Haushälterin Else, gespielt von Elisabeth Augustin, hat es auch nicht leicht mit dieser obskuren Gesellschaft.

Eine gute Wahl ist Christian Stückl als Regisseur des Stückes, der gewiss den Vorgaben des Dramatikers folgte und etliche gewünschte Elemente des schrillen Witzes hineingebracht hat.

Das gefällige Bühnenbild sowie die Kostüme stammen von Stefan Hageneier.

Das Publikum zeigt Begeisterung, der Autor wird mit Bravorufen bedacht, genauso der Regisseur und die Besetzung. Ein gelungener Abend.

14. November 2014
Eleonore Moser