Es darf nicht zuviel erwartet werden"Don Giovanni" von Wolfgang A. MozartVorstellung in der Wiener Staatsoper vom 14. Dezember 2010Es ist weder eine moderne noch altmodische Inszenierung, mit der Regisseur Jean-Louis Martinoty das progressive sowie das konservative Publikum zufriedenstellen möchte. Bei solchen Versuchen, sich nicht festzulegen, ernten die Verantwortlichen jedoch nicht ungeteilten Beifall. Die Bühnenbilder sind meist großformatige Projektionen, die Kostüme (Yan Tax) bunt, abwechslungsreich, keiner Periode exakt zuzuordnen, alles etwas zu plakativ geraten. Insgesamt aber ist die Inszenierung doch repertoiretauglich. Mit Ildebrando D'Arcangelo hat sich der Chef des Hauses, Dominique Meyer, einen zwar schon hier bekannten, aber noch immer exzellenten und virilen Don Giovanni gesichert. Sein Bariton ist in jeder Lage höchst eindrucksvoll, wenn er auch eine gewisse Noblesse vermissen lässt. Der junge Alex Esposito überzeugt mit seinem Bariton und dem temperamentvollen Spiel. Ein Leporello, der keine Wünsche offen lässt. Der einfache Bauernbursche Masetto ist mit Adam Plachetka nicht unbedingt ideal besetzt, was keineswegs an dessen wohlklingendem Bariton liegt. Er macht es aufgrund seines tollen Aussehens nicht ganz verständlich, dass sich Zerlina zu Don Giovanni hingezogen fühlt. Auf Plachetka als Giovanni könnte man gespannt sein! Caroline Wenborne ist in dieser Vorstellung für die erkrankte Sally Matthews als Donna Anna eingesprungen. Wenborne überrascht mit einem warmen, fülligen Sopran. Sie singt diese Partie exzellent. Weil eher korpulent, ist sie äußerlich nicht sehr glaubhaft, aber wie man weiß, ist ja Don Giovanni ohnedies nicht wählerisch. Als Elvira führt die schöne Roxana Constantinescu dem Publikum vor, dass Opernsingen Schwerarbeit bedeutet. Reizend in ihrem Aussehen, dem Spiel und mit ihrem Sopran ist Sylvia Schwartz als Zerlina. Der Don Ottavio dieser Produktion, Saimir Pirgu, ist in jeder Hinsicht als ideal zu bezeichnen. Sein Tenor zeichnet sich mit hoher Stimmkultur aus. Albert Dohmen vervollständigt als Komtur das Ensemble mit seinem durchschlagskräftigen Bassbariton. Franz Welser-Möst leitet das Staatsopernorchester unaufdringlich, was bei Mozart-Opern von Vorteil ist. Er gibt keinen speziellen eigenen Stil vor und versucht, so werkgetreu wie möglich zu dirigieren. Wenn man sich nicht zuviel erwartet und froh darüber ist, keine Neudeutung des Werkes vorzufinden, darf man mit dieser Neuproduktion durchaus zufrieden sein. Das Publikum schien aufgrund des freundlichen Applaus so zu empfinden. 15. Dezember 2010 |