Don Giovanni und Leporello besiegen die Frauen"Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus MozartPremiere am 27. Juli 2008 im Haus für Mozart in SalzburgSelbstverständlich kann man viele Einwände gegen diese Inszenierung von Claus Guth bringen. Ich habe jedoch nie zuvor eine so packende Regiearbeit bei Don Giovanni gesehen. Das naturalistische Bühnenbild zeigt einen Wald und dieser wird durch eine Drehbühne im Laufe der Handlung bewegt. Don Giovanni (Christopher Maltman) wird zu Beginn durch einen Schuss getroffen und schwebt also nachfolgende durch das Geschehen als lädierter Kavalier. Er wird von seinen Schmerzen befreit durch Drogen, die ihm Leporello spritzt. Auch Leporello versetzt sich dazwischen einen Schuss. Das alles ist kein erbaulicher Einfall. Jedoch die beiden Herren sind großartige Schauspieler und Sänger und man kann die Frauen verstehen, warum sie Giovanni erliegen. Er verführt so zärtlich, so einfühlsam, und hat obendrein einen tollen Körper. Das steht im krassen Widerspruch zu seinem Junkie-Dasein, denn welcher Drogensüchtige hat einen derart perfekt geformten, athletischen Body? Leporello steht ihm um nichts nach. Erwin Schrott ist ein idealer Leporello. Seine Spielfreudigkeit, seine Beweglichkeit, die Schönheit seines Körpers und seines Gesichtes ergeben eine Idealbesetzung. Er besitzt einen dunklen, tiefgründigen Bariton. Schrott und Maltman ragen unter der Sängerriege heraus. Dorothea Röschmann als Donna Elvira verfügt über einen wunderbaren Sopran und ist auch eine glaubhafte Darstellerin. Leider ist Annette Dasch als Donna Anna ziemlich überfordert, denn ihr Sopran klingt in hohen Lagen strapaziert. Zwar punktet sie durch ihre Schönheit, aber das ist für diese Partie doch etwas zu wenig. Ekaterina Siurina hingegen ist als Zerlina eine gute Besetzung, denn sie besitzt einen tragfähigen Sopran, der sich in hohen Lagen gut entfaltet. Als Don Ottavio zeigt Matthew Polenzani einen zwar kleinen, aber wohlklingenden Tenor. Ebenso gibt Alex Esposito einen beachtlich guten Masetto. Viele unnötige Mätzchen leistet sich die Regie, so z.B. muss Donna Anna ständig Zigaretten rauchen, Don Ottavio fährt Donna Anna mit dem Auto in den Wald, Donna Elvira beklagt ihr Schicksal in einem Wartehäuschen wartend. Diese unnötigen Ideen sind bedauerlich, denn die Personenführung wäre sonst durchwegs gelungen. Die Enttäuschung war für mich Bertrand de Billy als Dirigent. Er trieb das Orchester flott voran, jedoch auf der Strecke blieb dabei jegliche Differenzierung. Viele Schlampigkeiten im Orchester waren die Folge, manche Noten fielen unter den Tisch. De Billy erntete einige Buhrufe, Regisseur Guth und sein Team wurden mit stärkeren Phon der Ablehnung bedacht. Die Sänger Schrott, Maltman sowie die Sängerin Röschmann werden bejubelt. Trotz aller Vorbehalte beeindruckte mich dieser Abend sehr. 28. Juli 2008 |